Die Frage der Schuld – „Eichmanns letzte Nacht“ im Stadttheater

Zum 80-jährigen Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs besuchte die Klasse 10c das Stadttheater Aschaffenburg. In einem Einführungsvortrag wurden die Schülerinnen und Schüler mit der Biographie Adolf Eichmanns vertraut gemacht und damit, was er gedacht, getan und zu verantworten hatte. Dann erlebten sie im Theaterstück „Bald ruh‘ ich wohl – Eichmanns letzte Nacht“, wie dieser selbst mit seiner Schuld umgegangen ist. Der Eichmann-Prozess, über den damals in der Presse viel berichtet wurde, hatte in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts zu einer verteiften Beschäftigung mit der Beteiligung und Schuld der Deutschen am Nazi-Regime und dem Zweiten Weltkrieg geführt.

Penibel, egozentrisch und voller Selbstmitleid – so präsentiert der Schauspieler Kai Christian Moritz den Mann mit der schwarzen Hornbrille, wie ihn die Welt kennt: Adolf Eichmann hat den Holocaust mitorganisiert, aber mit dem Mord an den Juden will er nichts zu tun haben. Er habe nur Befehle ausgeführt. Schuld haben also immer nur die anderen. Mit seinem so intensiven und eindrücklichen Spiel über 90 Minuten zeigt Moritz die Abgründe des Bösen genauso wie dessen Verharmlosung.

Das Stück des Autors Andreas Gruhn, dem zu weiten Teilen Originalzitate zugrunde liegen, lässt das Publikum bewegt und beunruhigt zugleich zurück. „Ich habe nie einem Menschen auch nur ein Haar gekrümmt“ – dieser Ausspruch aus dem Mund eines Menschen, der für die „Endlösung“ zuständig war, ist unfassbar und kaum zu ertragen.

Intensiv beschäftigt sich die Rezension „Wenn die Banalität des Bösen sprürbar wird“ mit dem Thema des Stücks, das uns, auch die junge Generation, noch beschäftigen zum Nachdenken anregen muss.

PfF