Autorenlesung mit Thomas Gsella

Als Auftakt zum diesjährigen Bundesweiten Vorlesetag kam Thomas Gsella zu zwei Lesungen für die 11. und 12. Jahrgangsstufe zu uns an die Schule. Vor zwei Jahren hatte er schon einmal „coronakonforme“ Lesungen in „Kleingruppen“ gehalten. Und auch dieses Jahr war Corona noch ein Thema in seinen Texten. Die „Corona-Lehre“ ist ja mittlerweile sein wohl bekanntestes Gedicht, das tausendfach geliket und geteilt wurde. Ansonsten trug er viele neue Texte vor und stellte seinen Vortrag ganz neu zusammen. Im Sinne seiner „Personenkontrolle. Leute von heute in lichten Gedichten“ rechnete er in seiner satirischen Lyrik mit bestimmten Personen des öffentlichen Lebens ab. Dabei sieht der Autor sich als poltischer Dichter, der häufig allzu konservative und vor allem rechte Auffassungen kritisiert. In einem Nebensatz sagte Gsella schmunzelnd, rechte Satiriker kenne er keine, solche könne es auch eigentlich gar nicht geben.

In seinen Texten beschäftigt sich Gsella aber auch augenzwinkernd mit dem ganz normalen Leben, zum Beispiel mit dem Älterwerden und dem Blick auf die junge Generation, der man selbst einmal angehörte.  Er prangert aber auch negative Entwicklungen und Ungerechtigkeiten an. So beschäftigt er sich in einem Text damit, dass die Begriffe „Arbeitgeber“ und „Arbeitnehmer“ eigentlich falsch seinen, weil der Arbeitnehmer die Arbeit gebe und sie der Arbeitgeber nehme. Bei „Mission Lifeline“ veröffentlicht Gsella regelmäßig Gedichte, die sich kritisch mit aktuellen Themen auseinandersetzen, so auch mit dem Thema „Flucht“. Das Gedicht „Töte mich, Mama“, das auch in seinem Gedichtband „ICH ZAHL’S EUCH REIM“ erschienen ist, zeigt auf beeindruckende Weise Mitgefühl für geflüchtete Menschen. Einen großen Teil seines Vortrags widmete Gsella dem Thema „Verkehr“. Und bei Gedichten über den Stellenwert des Autos in unserer Gesellschaft, über Kreuzfahrtschiffe und ein mögliches Tempolimit wurde den Zuhörer*innen klar, dass der Autor immer auch persönlich in seinen Texten „involviert“ ist. Besonders deutlich wurde das den Schüler*innen, als Gsella erzählte, dass er geliebte Familienangehörige durch einen von einem Raser provozierten Autounfall verloren habe.

Über sein Leben und Schreiben kam der Autor mit den Schüler*innen ins Gespräch und beantwortete offen deren Fragen. Er berichtete von seiner Arbeit im „Homeoffice“ und gab Tipps, wie man Gedichte schreiben und dann überarbeiten und verbessern kann. Zu den Voraussetzungen guter eigener Texte gehöre auch das Lesen anderer Werke, wobei er sich jedoch in einem seiner Gedichte dagegen wehrt, von seinen Kollegen deren Texte zur kritischen Lektüre zugeschickt zu bekommen. Gsella schreibt für verschiedenste Medien. Regelmäßig erscheinenen seine Reimkolumnen im „stern“, im Schweizer „Das Magazin“ und der Zeitschrift „konkret“. Zum Beispiel für die „Titanic“, deren Chefredakteur Gsella lange Jahre war, schreibt er unter der Rubrik „Gsellalileo“ auch Prosatexte, von denen er auch einige den Schüler*innen des Dalberg-Gymnasium vorstellte.

Zum Schluss wurden die Schüler*innen dann selbst produktiv und schrieben eigene Texte. Trotz der Kürze der Zeit entstanden tolle Ergebnisse, von denen viele auch vorgetragen wurden. Die Autoren durften sich dann über positive Kritik der Mitschüler*innen und des prominenten Dichters freuen.

 

Meine Sicht

Alle Menschen sind so toll,

Die Welt erstreckt sich bunt und voll.

Und wenn die Menschen zu mir sagen:

„Die Welt ist trist“ und sie nur klagen –

„Das ist doch alles komplett Mist“

– das sagt er, der Optimist.

 

Geheimer Dichter

In den Weiten des Netzes, wo Worte fließen,

ChatGPT erwacht, um zu genießen.

Gedanken gewoben in lyrischer Pracht,

In Zeilen verflochten bei Tag und bei Nacht.

 

Mit künstlicher Intelligenz und Verstand so klar

erzeugt er Texte, wie wunderbar.

Doch das Geheimnis, das ich hier halt,

wird bald enthüllt – oh so bald.

 

Die Worte so fein, die Reime so leicht,

Vergleichbar mit Goethe, aber nicht gleich.

ChatGPT erzeugt im Dunkeln Licht,

denn ohne ihn gäb’s dieses Gedicht auch nicht.

 

Vielen Dank an Herrn Gsella für die lebendige Autorenlesung, die gezeigt hat, dass Lyrik richtig bewegen kann. Und Danke an den Friedrich-Bödecker-Kreis in Bayern e.V. für die finanzielle Unterstützung dieser Veranstaltung!

PfF