Einmal Elsass in fünf Tagen

25. April 2024

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Das Wetter war durchwachsen, richtiges Aprilwetter eben, aber dank einem sicheren und netten Busfahrer, einem Dach über dem Kopf, einem abwechslungsreichen Programm und vor allem dem Beachten des Zwiebelprinzips ließ sich alles gut meistern. Getreu dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!

Am Montag, 15.04., brachen die FranzösischschülerInnen der Klassen 6c und 6d im Bus auf gen Westen. Erster touristischer Halt: Colmar. Das hübsche Fachwerkstädtchen, das zurecht als „Venedig des Elsass‘“ bezeichnet wird und den Bildhauer Bartholdi zu seinen Söhnen zählt, der die Freiheitsstatue entworfen hat, hat uns schnell für sich eingenommen! Dann ging es weiter zur Jugendherberge in Mulhouse und mit einer kleinen Außengruppe auf den nahen Campingplatz. Grund: Ausbuchung der JH.

Tag 2 und Highlight der Fahrt. Sehr engagierte und nette KollegInnen des Collège Kennedy aus Mulhouse haben in binationalen Gruppen mit uns ein Lied eingeprobt, uns zu einem Goûter eingeladen, mit uns Spiele gemacht. Und das in Innenräumen der frisch renovierten Schule und für eingefleischte FußballerInnen auch draußen im Regen! Fun fact – wie es die deutsche Jugend nennt -, aber mit ernstem Hintergrund: Am Morgen kamen wir zunächst gar nicht in die Schulgebäude, da es eine Bombendrohung und einen entsprechenden Polizeieinsatz gab. Die französischen KollegInnen handelten aber schnell und spontan, der erste Teil unseres Beisammenseins wurde in einen Park verlegt.

Mittwoch, 17.04.: Gut, dass wir unseren Busfahrer Leo hatten! Eine Fahrt von einer Stunde brachte uns auf eine Anhöhe der Vogesen mit atemberaubendem Ausblick auf die Rheinebene, zum Schwarzwald hinüber und zu den benachbarten Bergen, auf deren Gipfeln  an diesem Morgen Schnee lag. Unser Ziel verdankten wir unter anderem Kaiser Wilhelm II., die die Haut-Koenigsbourg wieder aufbauen und mit Möbeln, Waffen, Wandgemälden etc. ausstatten ließ. Tiefe Brunnen, holzgetäfelte Räume mit Schnitzereien, Ritterrüstungen. Ein Traum, nicht nur für die Jungen!

Vom hohen Mittelalter ging es dann weiter in die Renaissance, in die Bibliothèque Humaniste in Sélestat. Das Gebäude vereint Altes mit Modernem und ist ein Schatzkästlein mit Manuskripten auf Pergament, aber auch gedruckten Werken aus u.a. dem 16. Jahrhundert. Wir widmeten uns im Workshop „d’or et de couleurs“ den Illuminationen, der mittelalterlichen Buchmalerei, wobei wohl alle zum ersten Mal echtes Blattgold verwenden durften.

Tag 4, vorletzter Tag. Ein weiterer Zeitsprung, diesmal 19. bis 21. Jahrhundert. In der Cité du Train, dem größten europäischen Eisenbahnmuseum, wurden Geschichten erzählt und gewichtige Ausstellungsstücke präsentiert. Ein Erzählstrang war etwa „Eisenbahn und (Urlaubs)reisen“. Das ging dann von der elsässischen Regionalbahn des frühen 20. Jahrhunderts mit Holzbänken und über den Rekord-TGV aus dem Jahr 1990 (515 km/h) bis zum luxuriösen Pullmann-Wagon.

Kaysersberg in den Vogesen war unser nächstes Ziel. Es liegt sehr hübsch eingebettet in den Weinbergen, nur gut, dass unsere Vorfahren das Städtchen – im Gegensatz zu Nachbarorten – im Zweiten Weltkrieg verschonten. Unser Ausflug führte zunächst zu der Burg oberhalb des Ortes, einer Ruine, aber mit einem beeindruckenden Burgfried. Dann ging es auf halber Höhe durch die Weinberge mit Ziel Riquewihr. Schöner Ausblick, aber zwischendurch auch Aprilwetter. Stolz ging es dann aber schließlich durch ein Stadttor des schönen Dorfes an der Weinstraße. Herausgeputzte Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster und eine noch offene Boulangerie-Pâtisserie, die gestürmt wurde.

Freitag, 19.04.: Räumen der Zimmer, Zimmerkontrolle, Abfahrt. Einen Programmpunkt gab es aber noch, das MAUSA Vauban in der Zitadelle von Neuf-Brisach. Es handelt sich um ein Streetart-Museum in einer der vielen Festungen, die der Militärarchitekt Vauban für Ludwig XIV. erbaut hat. In den Gewölben wurden von Künstlern mit Spraydosen und Pinseln Werke verewigt, die vielgestaltig und häufig farbenfroh sind.

Nach einer erlebnisreichen Woche kamen wir am späten Freitagnachmittag wieder in der Heimat an, wo es abends gewiss viel zu erzählen gab!

Dominik Sommer, Nicole Rausch, Sabine Thibaud