Nibelungen im Stadttheater

Zum einhundert-zweiundneunzigsten Male spielten die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler des Comedia-Theaters Köln ihr Stück „Die Nibelungen“ am Dienstag, 9. April, im Stadttheater Aschaffenburg. Wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des P-Seminars Theateranalyse im Nachgespräch mit Schauspielern, Dramaturgie und Technik erfahren konnten, sollte das Stück bereits vor langer Zeit abgesetzt werden. Die Beteiligten protestierten und lösten Platzprobleme des Kölner Theaters, indem einer der Schauspieler die imposanten Kulissen seither kurzerhand in seiner Garage lagert.

Der Spaß war der Gruppe auch nach so vielen Vorstellungen in jeder Minute anzusehen, wenngleich einzelne Zuschauer mit nicht zu überhörenden Bemerkungen Schauspielern und Publikum gleichermaßen zusetzten. Die Geschichte der Nibelungen erzählt die Gruppe beispielsweise über Klänge und Geräusche in Verbindung mit den gekonnt eingesetzten Requisiten. Ein besonders markantes Beispiel bieten die Eisenstangen, die von Beginn an als Teil der Kulissen emporragen und dem Zuschauer ins Bewusstsein rufen, dass die Geschichte von äußerster Gewalt geprägt sein wird. In Erinnerung bleiben der trompetenartige Ton als Schlachtaufruf, den Hagen beim Blasen in die Rohre erzeugt, das Scheppern derselben in Siegfrieds Kampf gegen die Sachsen, das eindringliche, rhythmische Wetzen der Lanzen, als ob diese zum Kampf geschärft werden müssten, und nicht zuletzt die hinterrücks und geräuschlos ausgeführte Ermordung Siegfrieds, dem Hagen die Eisenstange mehrfach erbarmungslos zwischen die Schulterblätter bohrt.

© Hydra Productions

In scharfem Kontrast zur Bluttat steht der Einsatz der Eisenrohre als Zeltstangen, die in Verbindung mit weißen Stoffbahnen – sehr zur Belustigung des Jugendabo-Publikums – die Liebesnester Kriemhilds und Siegfrieds bzw. Gunters und Brunhilds markierten. So schwankte auch die Anteilnahme der Zuschauer konstant zwischen Lachen und Entsetzen hin und her und war somit Ausdruck für eine äußerst abwechslungsreiche und unterhaltsame Inszenierung. Die Besucher der einhundert-dreiundneunzigsten Vorstellung der „Nibelungen“ dürfen sich schon mal freuen!