Vom Rand der Gesellschaft zurück in die Mitte

 

Unser Besuch in zwei sozialen Einrichtungen der Gruppo Abele

Die gemeinnützige Organisation Gruppo Abele wurde im Jahr 1965 von Don Ciotti unter anderem mit dem Ziel gegründet, „denen eine Stimme zu geben, die keine haben“ und Menschen, die aus verschiedensten Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, deren Zentrum wieder näher zu bringen.
Bei unserem Besuch in Turin hatten wir die Möglichkeit, zwei der Einrichtungen, die von Abele geführt werden, persönlich zu besuchen und mit den Menschen dort zu sprechen.

Drop House:
Das sogenannte „Drop House“ ist ein Tageszentrum, für Frauen mit Migrationshintergrund und den daraus resultierenden Schwierigkeiten. Diesen Frauen wird in der Einrichtung die Möglichkeit geboten, einen staatlich anerkannten Italienischkurs zu besuchen. Das Besondere ist jedoch die Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder im Alter von 0 – 3 Jahren. Neben weiteren Aktivitäten an Nachmittagen (Näh- und Kochkurse etc.) bietet das Haus nachts die Möglichkeit für Schutzsuchende, dort zu übernachten.
Im Drop House hatten wir die Möglichkeit, neben einigen pädagogischen Mitarbeiterinnen und ehrenamtlichen Helferinnen mit zwei ausländischen Frauen zu sprechen: die eine Mediatorin und die andere engagierte Schülerin. Sie erzählten uns von ihrem Leben und ihrer Arbeit in der Gruppo Abele. Die Mediatorin ist bei der Einrichtung angestellt und kümmert sich vornehmlich um die Betreuung der Kinder, deren Mütter am Programm teilnehmen. Die Schülerin hingegen gibt inzwischen das in der Einrichtung erlernte Sprachwissen auf ehrenamtlicher Basis an die hilfesuchenden Mütter weiter.

Eltern-Kind Haus:
Das Eltern-Kind Haus „Comunità San Mauro“ nimmt italienische oder ausländische Frauen auf, die schwanger sind oder minderjährige Kinder haben, und auf verschiedenste Arten und Weisen Gewalt erlebt haben (nicht nur physische, sondern z. B. auch psychische Gewalt). Diese Familienkonflikte und Gewalterfahrungen haben großen Einfluss auf ihr Leben, und so bietet ihnen das Haus einen Ort zum Schutz, zur Beobachtung und Unterstützung der Elternfunktion. Zurzeit bewohnt die maximal mögliche Anzahl von sechs Frauen mit ihren Kindern das Haus.
In dieser Einrichtung hatten wir das Glück, persönlich mit einer aus Tunesien stammenden Frau zu sprechen zu dürfen, die lange Zeit dort mit ihren Kindern gelebt hatte, doch vor kurzem glücklicherweise zurück in eine eigene Wohnung ziehen konnte. Im Gespräch mit ihr vertraute sie uns an, dass sie über einen langen Zeitraum gravierende Probleme mit ihrem Mann gehabt hatte. Sie und auch die Kinder wurden von ihm geschlagen, er hat immer nur an sich gedacht und hat den Kindern beispielsweise nie erlaubt, Freunde einzuladen. Auch sie selbst hat er massiv in ihrer Freiheit beschnitten, beschimpft und gedemütigt.
Jetzt, nachdem sie den Mut hatte, ihn zu verlassen, fühlt sie sich dank der Unterstützung und des sozialen Netzwerks, über das sie inzwischen dank der Hilfe der Comunità verfügt, frei und glücklich.
von Lena Meier

 

 

Wer sich noch ein wenig über Don Ciotti möchte, kann dies gerne tun unter

(S. Leeb für die Fachschaft Italienisch)