Ist denn kein Dalberg da?

Im Gegenteil: Am 22. März wimmelte es nur so von Dalbergs rund ums Stadttheater und natürlich auf der Bühne anlässlich der Aufführung von Dalberg 200. Dass am Ende eines ereignisreichen Abends noch eine dicke Überraschung wartete, darauf waren die Schülerinnen und Schüler nicht gefasst, als sie nach der Aufführung von Dalberg 200 den Applaus des Publikums entgegennahmen. Einen Scheck in Höhe von 500 Euro überreichte Dr. Georg Bauer als Vorsitzender des Fördervereins des Dalberg-Gymnasium an Susanne Tschiers und Johannes Lorentzen für die vorbildliche Kooperation von Bühne und Kunst an unserer Schule. Die Auszeichnung nahmen die beteiligten Schülerinnen und Schüler mit Freude und Stolz entgegen. Wie hatten sie sich diese Wertschätzung verdient?
Der Förderverein des Dalberg-Gymnasiums belohnt alljährlich Gruppen, die das schulische Leben in besonderer Weise bereichern und die Schule in der Öffentlichkeit repräsentieren. Die Besucher der Aufführung Dalberg 200 wurden am Abend des 22. März im Stadttheater Aschaffenburg zunächst Zeuge von anregenden Installationen bestehend aus Schülern oder Schülergruppen samt von ihnen gestalteten Plakatentwürfen. Vom Theaterplatz bis hinein ins Foyer und von der Tiefgarage über die Garderobe bis hinauf in die Galerie erstreckten sich die Installationen und wiesen dabei kunstvoll auf das bevorstehende Theaterereignis hin.
Die tiefgründigen und phantasievollen Plakatentwürfe waren im Kunstunterricht der Klassen 10a, 10b und 10c entstanden. Das Plakat von Nina Höflich, das in den vorangegangenen Tagen auf den Litfass-Säulen Aschaffenburgs zu sehen gewesen war, lässt die Entscheidung, wie wir uns den hinter der Maske verborgenen Dalberg vorstellen sollen, offen, bringt aber Dalbergs enge Verbindung zum Theater klar zum Ausdruck. Dass die Ähnlichkeit zwischen der Maske Dalbergs und derjenigen des gescheiterten englischen Attentäters Guy Fawkes widersprüchliche Assoziationen oder gar Irritation hervorrufen könnte, macht das Plakat umso interessanter. Ein anderes Plakat zeigte eine Herzrhythmus-Kurve, deren Verlauf an die Dächer und Giebel der Altstadt samt Stiftsbasilika erinnerten. Ein weiterer Entwurf deutet an, wie sich Dalbergs Portrait aus vielen kleinen Puzzlestücken zusammensetzt. Sämtliche Plakate wurden von wunderschönen goldenen Rahmen eingefasst, die die Zehntklässler liebevoll und mit viel Eifer und Geschick in den letzten Tagen eigenhändig angefertigt hatten.


Bereits zum fünften Mal arbeiteten Zehntklässler unter der Leitung von Susanne Tschiers mit dem Profilfach Theater und Film unter der Leitung von Johannes Lorentzen zusammen. So sind in den letzten Jahren dutzende Kunstwerke entstanden, die immer im Zusammenhang mit Theateraufführungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. In diesem Jahr, dem 200. Todesjahr Karl Theodor von Dalbergs, werden einige Exemplare der Plakate auch den Jahresbericht zieren.
Das bewegte Leben des Namensgebers ihrer Schule brachten 18 Schülerinnen und Schüler am Abend des 22. März mit eindrucksvollen Bildern auf die Bühne. Sie hatten sich in den letzten Monaten vom Leben und von den Vorstellungen Dalbergs inspirieren lassen. Die daraus entstandene Eigenproduktion Dalberg 200 war alles andere als eine chronologische Wiedergabe seines Lebens, als vielmehr die Spiegelung dessen, was Dalbergs Ideen und Leistungen bei heutigen Schülern auslösen. So bekamen die Zuschauer mittels viel Bewegung und wenig Text Überliefertes und Erfundenes über Dalberg präsentiert. Die Einführung der Straßenbeleuchtung spielten die Schülerinnen und Schüler als im Dunkeln tastende Figuren, die von der neuartigen Lichtquelle gleichermaßen gebannt wie verzückt erscheinen. In einem Rap brachten sie zeitgenössische und aktuelle Kritik am „Reichsverräter“ Dalberg zum Ausdruck, distanzierten sich aber zugleich von einer ablehnenden Haltung gegenüber den Ideen der Aufklärung. Die geplatzten Träume Dalbergs, beispielsweise dessen 1808 gegründete und nach wenigen Jahren wieder geschlossene Universität in Aschaffenburg, wurden in Form von Luftballonherzen von der Bühne und ins Publikum gefegt. Und der Abschied von Dalberg, dessen Portrait das ganze Stück über auf der Bühne thronte, fiel bei den einen bewundernd und verklärend, bei den anderen nüchtern, frech oder sympathisch aus, beispielsweise beim Selfie mit Dalberg oder beim Besprayen seines Portraits in Graffitimanier. Die über 300 Zuschauer im Stadttheater, darunter zum Beispiel Oberbürgermeister Klaus Herzog, Maike Schmidt-Hartig vom Stiftungsamt oder Michael Prinz zu Salm-Salm als Nachfahre Dalbergs, geizten am Ende der Aufführung nicht mit Applaus und honorierten auch die Plakatträger der zehnten Klassen, die mit Rahmen und Plakaten auf der Bühne die hervorragende Zusammenarbeit von Theater und Kunst eindrucksvoll unterstrichen. Dalberg, der beides eifrig förderte, dürfte an diesem Projekt in „seinem“ Theater seine helle Freude gehabt haben. Danke Dalberg!