Autorenbegegnung mit Stefanie Höfler

Am Montag, dem 8. Mai, durften die Schüler*innen der achten Klasse einer äußerst sympathischen Jugendbuchautorin begegnen. Stefanie Höfler stellte in zwei Lesungen jeweils einen ihrer vier, allesamt für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominierten, Jugendbuchromane vor: „Der große schwarze Vogel“ und „Feuerwanzen lügen nicht“. Sie las aber nicht nur aus ihren Werken vor, sondern suchte intensiv das Gespräch mit den Zuhörer*innen. Diese wurden nach ihrer Einschätzung gefragt, sollten Mutmaßungen darüber äußern, wie die Geschichte wohl weitergehe, diskutierten Handlungsalternativen, kommentierten das Geschehen und wurden auch nach ihrem eigenen Leben gefragt. Bei den Rückmeldungen zur Lesung wurde ganz deutlich: Die Schüler*innen fühlten sich wahrgenommen, direkt angesprochen und in die Lesung einbezogen. Außerdem schätzten sie die freundliche und humorvolle Art der Schriftstellerin, die auch ihr schauspielerisches Talent bewies, wenn sie durchs Publikum ging und in die Rolle diverser Personen schlüpfte. Frau Höfler ist nämlich nicht nur Autorin, sondern auch Lehrerin an einem Gymnasium im Schwarzwald und leitet dort als Theaterpädagogin neben der AG „Kreativ schreiben“ auch die Theatergruppe, mit der sie tags zuvor noch geprobt hatte.

Der Roman „Der große schwarze Vogel“, der vom Tod der Mutter der Hauptfigur handelt, ist wohl ihr persönlichstes Buch, da sie damit auch den Verlust des früh verstorbenen eigenen Partners verarbeitet. Entsprechend war es Frau Höfler eine „Herzensangelegenheit“, aus diesem Werk zu lesen. Die jugendlichen Zuhörer*innen wurden so mit einem „schweren“ Thema konfrontiert, das nicht gerade alltäglich ist. Doch in der Lesung zeigte sich eine große Stärke der Literatur. Man kann sich intensiv mit zentralen Fragen des menschlichen Lebens beschäftigen, sich in andere Figuren hineinversetzen und auch Situationen miterleben, denen man selbst (noch) nicht ausgesetzt war.

Stefanie Höfler beschäftigt sich mit aktuellen, „echten“ Themen. In „Feuerwanzen lügen nicht“ geht es zum Beispiel um Armut und Probleme innerhalb der Familie. Aber sie schreibt keine belehrenden „Problembücher“. Ihre Geschichten sind immer spannend und interessant erzählt und strahlen Optimismus aus. Sie zeichnet individuelle Charaktere, mit denen sich die Lesenden gut identifizieren können, gerade auch Personen, die sich eher als Außenseiter sehen. In „Tanz der Tiefseequalle“ sind dies zum Beispiel Niko, ein übergewichtiger Junge, der von seinen Mitschüler*innen gemobbt wird, und Sera, die aus einer Migrantenfamilie stammt.

Als „Kernstück“ ihrer Texte sieht Stefanie Höfler jedoch die Sprache. So ist es für die Lesenden besonders interessant, zu erleben, wie Niko und Sera, welche die Geschichte jeweils aus ihrer Perspektive erzählen und reflektieren, sich ganz unterschiedlich ausdrücken. In „Feuerwanzen lügen nicht“ zeigt sich der Charakter des hibbeligen Nits zum Beispiel auch in seinem Sprachrhythmus und der Verwendung von Stabreimen. Bei der Lesung erzählte Frau Höfler den Schüler*innen, dass sie beim Schreiben eines Buches meist „ganz in einer Figur drinnen“ sei, was ihre Freunde machmal auch daran merken, dass sie sich die Sprache ihrer Figuren aneigne.

Gegen Ende der Lesung beantwortete die Autorin noch Fragen der Schüler*innen, die zum Beispiel wissen wollten, wie sie auf Ideen komme. Frau Höfler sieht sich selbst als „Sinnesstaubsauger“, der in ihrem Alltag viele Ideen, Begebenheiten und Bilder in sich aufnimmt und diese „Stückchen“ dann später in die eigenen Geschichten einbaut. Ihre Schüler*innen kann sie jedoch beruhigen, sie werden nicht in ihren neuen Roman eingebaut. Dennoch hegt sie sogar einen kreativen Austausch mit ihrer Schreib-AG.

Insgesamt genossen die Schüler*innen den lebendigen Vortrag und Austausch mit der Autorin, auch beim Signieren der Autogrammkarten oder mitgebrachten Bücher. Zwei Klassen hatten schließlich „Tanz der Tiefseequalle“ schon im Unterricht gelesen und waren gespannt darauf gewesen, „das Gesicht hinter dem Buch“ kennen lernen zu dürfen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Frau Höfler in den nächsten Jahren wieder einmal zu uns an die Schule kommen würde, dann sicher mit neuen spannenden Büchern im Gepäck.

PfF

PS: Wer noch mehr erfahren möchte, kann sich unter folgendem Link ein interessantes Videointerview mit der Autorin ansehen:

Videointerview mit Stefanie Höfler