La vie est une chanson!

Der herausragende Stellenwert des Chansons mit seinen poetischen und häufig sozialkritischen Texten gehört zum absoluten Markenkern der französischen „exception culturelle“, der kulturellen Ausnahmestellung, die Frankreich in Abgrenzung insbesondere zum angloamerikanischen Kulturraum beansprucht.

Auch heute feiern Musiker*innen wie Zaz, Maître Gims, Vianney, Louane, BigFlo&Oli und Grand Corps Malade sowie belgische Künstler*innen wie Stromae oder Angèle in Deutschland und weltweit große Erfolge. Dabei knüpfen sie an die Tradition und das Prestige der großen Chansonniers und Chansonnières der 50er, 60er und 70er Jahre an und nennen diese teils explizit als Idole und Inspirationsquelle.

Der Stil und Klang sowie die Performance auf der Bühne haben sich freilich seither stark verändert. Ohne große Kulisse oder aufwändige Technik begeisterten sie das Publikum allein auf der Bühne sitzend, mit ergreifenden Texten zu den Klängen der Gitarre oder des Akkordeons und teils begleitet mit theatralischen Gesten.

Gemeinsam mit Katrin Bauer, leidenschaftliche Chanson-Liebhaberin, tauchten unsere Schüler*innen in eine fremde, weit entfernte Welt ein und entdeckten dabei nicht nur die Ursprünge der heutigen französischen Unterhaltungsmusik, sondern bekamen auch einen Eindruck von den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen. Im Teamteaching mit Franz Fischer verglichen sie zum Abschluss mit aktuellen Songs zum selben Thema oder moderne Cover.

Die Klasse 9c befasste sich mit der emanzipierten Sängerin Juliette Greco († 2020), die als „Muse des Existenzialismus“ u.a. Texte von Jean-Paul Sartre interpretierte, und sich mit dem unzählige Male gecoverten Chanson « Sous le ciel de Paris » (1951) unsterblich machte:

In der 10. Klasse AbiBac lernen sie den 2018 verstorbenen Charles Aznavour kennen, der in seinem Song « Comme ils disent » bereits in den 70er Jahren die Frage der sexuellen Identität eindrucksvoll thematisierte:

Die 12. Klasse AbiBac war vom unangepassten Bohémien mit dem charakteristischen Schnauzer George Brassens († 1981) und seinem metrisch perfekt durchkomponierten Song « La mauvaise réputation » (1975) beeindruckt und bewies, dass man mit dem Handwerkszeug der Gedichtanalyse auch die Geheimnisse eines Songtexts ergründen kann:

 

Und das war natürlich längst nicht alles, was das französische Chanson an Größen und Idolen zu bieten hat. In den nächsten Schuljahren stehen u.a. Edith Piaf, Jacques Brel und Barbara noch auf dem Programm …

Katrin Bauer und Franz Fischer