Wir spielen Theater – Ein Werkstattbericht

„Können wir auch Theater spielen?“, wollte eine Schülerin der Klasse 7a zu Schuljahresbeginn wissen. „Wenn Corona dies zulässt, gerne“, war meine spontane Antwort. Nach der 2. Schulaufgabe am 13.12. fingen wir an, Ideen zu sammeln. Nach nur 2 Unterrichtsstunden und vielen guten Vorschlägen war klar, dass wir das Angebot einer engagierten Schülerin annehmen würden, die verkündet hatte: „Ich möchte einen Krimi schreiben, in dem viele Morde passieren und etwas trottelige Polizisten auftreten“. Ten little Indians (Agatha Christie) lässt grüßen… Von Donnerstag, den 16.12. auf Montag, den 20.12. (!) entwarfen einige Schülerinnen gemeinsam eine Art Drehbuch (Handlungsgang, Regieanweisungen sowie Dialogelemente), das sie der Klasse vorstellten. In engagierten Diskussionen wurden zusätzliche Ideen und Inszenierungsvorschläge erörtert. Auch über Möglichkeiten der musikalischen Gestaltung wurde intensiv diskutiert. So konnten wir alle mit einem erwartungsvollen Gefühl in die Weihnachtsferien gehen, wie es im Januar werden würde. Während der Ferien bekam ich am 27.12. (!) Post von einer der Autorinnen, die das Skript auf den neusten Stand gebracht hatte, sodass es für alle auf mebis verfügbar gemacht werden konnte.
Nach den Ferien ging es los. Aufgeregt und gespannt versammelte sich die 7a vor dem Spiegelsaal. Schnell wurde klar: Theaterspielen ist nicht trivial. Da gibt es so vieles zu bedenken: Wie bewege ich mich auf der Bühne? Wie spreche ich? Wie orientiere ich mich im Raum? Wie mache ich Gefühle sichtbar? Gemeinsam probierten wir, bis wir mit der ersten Szene zufrieden waren. Diejenigen, die nicht spielten, waren indes nicht untätig. Vielmehr brauchten wir ja aktive Zuschauer, die das Gesehene reflektieren: Wie wirkt die Szene auf mich? Was muss gegebenenfalls geändert werden? Wir erkannten: Theaterspielen ist ein Prozess, der Zeit braucht. Nach kurzer Zeit stellte sich eine bemerkenswerte Routine ein: Von den verbleibenden zwei Wochenstunden brauchten wir in der Regel noch eine für Nachbesprechungen bzw. künftige Planungen. Als dann auch die musikalische Gestaltung stand, waren wir selber überrascht von der Wirkung: Faded auf der Gitarre bei einer Sterbeszene oder Pink Panther auf dem Saxophon zur Parodie einer Verfolgungsjagd, um nur zwei Beispiele zu nennen, waren selbst für uns, die wir das Stück ja kennen, ein emotionales Erlebnis. Vielen Dank, liebe Instrumentallehrer, für eure wertvolle Arbeit.
Das Engagement der SchülerInnen war beeindruckend: Allein die Nachbesprechungen zeigten, dass alle mitdachten, indem sie gut durchdachte Verbesserungsvorschläge oder Lösungsvorschläge für logistische und gestalterische Probleme einbrachten. Viele investierten auch außerhalb des Unterrichts viel Zeit, indem sie z. B. weiter am Skript arbeiteten oder intensiv die Instrumentalstücke übten, die wir für die Überleitungen oder in den Szenen selbst vorgesehen hatten. Letztlich musste ich mich um viele organisatorische Belange überhaupt nicht kümmern, weil die SchülerInnen das selbst in die Hand nahmen.
Die Erfahrungen, die ich in diesem und anderen Projekten gemacht habe, bestätigen mich in der Überzeugung, dass wir den SchülerInnen guten Gewissens mehr zutrauen dürfen. Denn Herausforderungen bieten immer die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln und an ihnen zu wachsen. An dieser Stelle geht mein Dank ganz ausdrücklich an die Klasse 7a: Ihr habt das ganz toll gemacht! Vielen lieben Dank für eure Ideen und eure Begeisterung.
Katrin Bauer