Europa nach der Pandemie

Die Juniorbotschafterinnen der Q11 diskutieren beim Europäischen Hausparlament

Anlässlich des Europatages trafen sich die Juniorbotschafterinnen der Q11 mit den beiden Seniorbotschafter*innen Anja Roßmann und Dr. Martin Trageser zu einem Europäischen Hausparlament. Was versteht man darunter? Die Bewegung „Pulse of Europe“ organisiert Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen, die online oder vor Ort stattfinden können. Dabei werden die Teilnehmer*innen mit Materialien zur Anregung unterstützt. Für die Diskussion zum Thema „Soll die EU in zukünftigen pandemischen Krisen entschiedener europäische Interessen vertreten?“, an der man noch bis zum 06. Juni teilnehmen kann, sind bisher 58 verschiedene Sitzungen geplant.
Drei Fragen standen im Mittelpunkt der lebhaften zweistündigen Diskussion. Zunächst sollte geklärt werden, ob Impfstoffe und notwendige medizinische Produkte komplett in der EU zur Versorgung der EU-Bevölkerung produziert werden sollen. Einiges spricht dafür, wie die Stärkung der europäischen Wirtschaft oder hohe Qualitätsstandards, anderes dagegen wie die bereits bestehenden Lieferketten oder die höheren Kosten der Herstellung in Europa. Ein Kompromiss war schließlich ein Vorsorgeplan für die EU, aber weiterhin keine Abschottung, sondern Offenheit.
Auch bei der zweiten Frage prallten unterschiedliche Meinungen aufeinander. Sollen lebenswichtige Produkte (wie Impfstoffe) erst aus der EU exportiert werden dürfen, wenn europäische Bürger*innen versorgt sind? Dagegen spricht, dass die Pandemie ein globales Problem ist und das Virus auf der ganzen Welt ausgerottet werden muss. Andererseits gibt es bereits jetzt „Impfneid“ und eine Spaltung der Gesellschaft. Eine Lösung könnte die Freigabe von Patenten sein, die aber ebenfalls sehr umstritten ist.
Besonders kontrovers ging es bei der dritten Frage zu: „Sollen Bürger*innen nach der Impfung oder nachgewiesener Immunität unbeschränkt in der EU reisen dürfen?“ Einerseits Ja, wenn keine Gefahr mehr besteht, dann sollen auch Rechte zurückgegeben werden. Außerdem wäre es ein Anreiz für Impfunwillige und nach dem langen Lockdown würde es den Menschen wieder Hoffnung geben. Andererseits sind noch nicht einmal 10% der Deutschen vollständig geimpft, was zu Neid führen wird. Außerdem müsste man sich auch die Frage stellen, ob Restaurants, Schulen und Theater ebenfalls geöffnet werden. Soll man Reisen ins Ausland erlauben, wenn man in Deutschland nicht reisen kann?
Nach zwei Stunden Diskussion bleiben viele Fragen ungelöst, doch durch die vielen interessanten Diskussionsbeiträge hat manche*r der Teilnehmer*innen einen anderen Blick auf das Problem bekommen. Gerne wiederholen wir das Hausparlament zu einem anderen Thema – dann allerdings hoffentlich wieder in der Schule und nicht per Videokonferenz.
Antonia Seidl & Dr. Martin Trageser