Herausragende Kunstprojekte im Schloss anlässlich des Gunter Ullrich Preises ausgestellt

Noch bis zum 1. November sind im Schloss Johannisburg besondere Kunstprojekte aus den Aschaffenburger Gymnasien zusammen mit Originalen von Gunter Ullrich, dem 2018 verstorbenen Künstler und Kunstpädagogen, zu sehen. Auch wir sind mit gleich zwei Projekten dabei!

Die 2014 gegründete Gunter-Ullrich-Stiftung lud zu Beginn des letzten Schuljahres die Kunstlehrer*innen der Aschaffenburger Gymnasien sowie der FOS/BOS zu einem Wettbewerb außerordentlicher, künstlerischer Schulprojekte aus den letzten beiden Jahren ein. Die Verleihung des mit 1000 Euro dotierten Förderpreises, die eigentlich bereits für April geplant war, fand nun am 28.10.2020 im Zunftsaal des Schloss Johannisburg im coronabedingt leider kleinen Rahmen durch Oberbürgermeister Jürgen Herzing statt.

 

Gewonnen haben Sabina Grzywacz vom FDG und Bernd Döring vom HSG – wir gratulieren herzlich! – für ihr Projekt „Lost Traces – Brückenschlag“. Darüber hinaus haben alle eingereichten Beiträge die Jury im Verlauf des Wettbewerbs so begeistert, dass kurzerhand entschieden wurde, nicht nur die Gewinner, sondern alle Projekte in einer Ausstellung zu zeigen und zu würdigen. Das Mainecho berichtete am 1. Oktober über die Veranstaltung „Mit Kunst die Brücke zur Gesellschaft schlagen“ von Alexander Bruchlos.

In der sehr ansprechenden Präsentation der Projektbeschreibungen auf gerahmten Plakaten, Fotos, in großformatigen Ausdrucken und Originalen zeigt das Dalberg-Gymnasium zwei besondere Projekte:

Zum einen das Projekt zur Initiative „Sprich mich an“ von Dr. Kacic, dem Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikum Aschaffenburgs, und seinem Mitarbeiter Dr. Zimmermann. Die beiden haben im Rahmen des Nationalen Suizid Präventionsprogramms eine umfangreiche Fortbildung für zunächst Haus- und Kinderärzte zur Suizidprävention bei Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen. Gemäß dem Wissen, dass betroffene Kinder und Jugendliche häufig den Kontakt mit dem Hausarzt suchen, aber oft nicht in der Lage sind direkt auf das Thema zuzugehen, sollte eine künstlerische Gestaltung erfolgen, die beispielsweise im Wartezimmer auf das spezielle Wissen der fortgebildeten Ärzte aufmerksam macht und im besten Fall eine Brücke für die Jugendliche zu ihrem Arzt baut.

 

Hierfür sollten sich Jugendliche der etwa gleichen Altersgruppe mit der Thematik gestalterisch beschäftigen und die Wahl fiel auf zwei 9. Klassen, die sich sehr offen und interessiert auf das Thema einließen und ihre vielfältigen Ideen ganz unterschiedlich umsetzten. Zu guter Letzt wurden einige Textvorgaben von einer Grafikerin bei 10 (von insgesamt 54) ausgewählten Arbeiten digital realisiert und die Gewinnerarbeit von Tjorven Stange gekürt. In ihrer Arbeit sieht man das Porträt eines blonden, jungen Mädchens in der Frontalansicht, das auf der einen Seite eine beschützende Hand zeigt, die sich zum Kopf neigt und auf der anderen eine diffuse dunkle und rissige Art Bedrohung, die bereits von einem Teil des Gesichts Besitz genommen hat.

Wir haben hier bereits ausführlich berichtet.

 

Das zweite Projekt war die „Wandgestaltung für die Berufsschule 2“, die im Rahmen eines P-Seminars realisiert worden ist. War ursprünglich nur ein Wandbild für den Eingangsbereich der rundherum renovierten Schule angedacht, wurden letztendlich gleich vier großformatige Entwürfe ermöglicht und umgesetzt.

Da die Wandbilder auf transportablen MDF-Tafeln realisiert wurden, konnten sie am Dalberg-Gymnasium ausgeführt werden, was natürlich viel Zeit gespart hat, die gerne in die Gestaltung gesteckt wurde. Die Entwürfe der vier Schüler wurden jeweils unter tatkräftiger Unterstützung des ganzen P-Seminar-Teams umgesetzt. Für den Eingangsbereich verwandelte Felix Glawion den QR-Code der Schule in ein Labyrinth, durch das ein lebensgroßer Mann eine rote Linie zieht. Der Mann wurde nach Tontrennung in Stencil Art mit Schablonen gefertigt und dann in zwei Farben gesprayt. Den QR-Code und das Logo durften wir als Folie anfertigen lassen. Felix wollte verdeutlichen, dass es immer einen roten Faden gibt, der durch eine Vielzahl an Möglichkeiten führt.

Im Erdgeschoss befindet sich Bild von Louisa Markert mit dem Titel „Diversity“. Es vereint die unterschiedlichen Schwerpunkte, die in der Berufsschule unterrichtet und stellvertretend durch die verschiedenen Gegenstände repräsentiert werden, sodass sich letztendlich jeder Einzelne mit dem Wandbilds identifizieren kann. Katarina Bergmann setzte sich für das zweite Obergeschoss bildnerisch mit der Arbeitsweise der portugiesischen Künstlerin Cristina Troufa auseinander und wählt ebenso Attribute, die Bezug auf die Ausbildungen der Berufsschüler*innen nehmen.

Emma Nesbit hat sich einen Eckbereich im gleichen Stockwerk ausgesucht, der durch Oberlichter und eine runde Sitzbank die Berufsschüler in den Pausen zum Zusammenkommen einlädt. Die bunten Hände in verschiedenen Größen sollen die Individualität jedes einzelnen Berufsschülers repräsentieren. Das grüne Seil tritt dabei als verbindendes Element auf, denn trotz aller Unterschiede haben die Schüler eine Gemeinsamkeit: Sie besuchen die gleiche Berufsschule und nehmen dadurch ihre berufliche Zukunft selbst in die Hand.

Wir haben auch hier bereits ausführlich berichtet.

Insbesondere wir Aschaffenburger Kunstlehrer freuen uns sehr über die Förderung und die Anerkennung durch den Förderpreis der Stiftung und die Ausstellung und sind auf den nächsten Wettbewerb, der für 2022 geplant ist, gespannt. Ebenso freuen würden wir uns natürlich, wenn die Ausstellung bis 1. November 2020 noch zahlreiche Besucher bekommen würde!

Susanne Tschiers

 

Das Projekt aus dem Schuljahr 2017/18 stand unter der Schirmherrschaft von OB Klaus Herzog (rechts) und dem damaligen Schulleiter Georg Fath (links)