Initiative: Sprich mich an!
Diese Aufforderung in Zusammenhang mit dem Thema der Suizidprävention klang zunächst sehr ungewöhnlich, als Dr. Kacic, der Leiter der Kinder- und Jugendpsychatrie des Aschaffenburger Klinikums und sein Mitarbeiter Herr Zimmermann uns ihre Projektidee vorstellten. Die beiden haben im Rahmen des Nationalen Suizid Präventionsprogramms eine umfangreiche Fortbildung für Haus- und Kinderärzte zur Suizidprävention bei Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen, die über die regionalen Erfolge inzwischen auch internationales Interesse beispielsweise in Schweden und sogar China geweckt hat. Gemäß dem Wissen, dass betroffene Kinder und Jugendliche häufig den Kontakt mit dem Hausarzt suchen, aber oft nicht in der Lage sind direkt auf das Thema zuzugehen, sollte eine künstlerische Gestaltung erfolgen, die beispielsweise im Wartezimmer auf das spezielle Wissen der fortgebildeten Ärzte aufmerksam macht und im besten Fall eine Brücke für die Jugendliche zu ihrem Arzt baut.
Hierfür sollten sich Jugendliche der etwa gleichen Altersgruppe mit der Thematik gestalterisch beschäftigen und die Wahl fiel auf die Klassen 9a und 9b. Anfängliche Unsicherheiten in der doch recht fachfremden Thematik bestanden dabei lediglich auf Seiten der vermittelnden Lehrkraft und lösten sich in kürzester Zeit durch das rege Interesse und die einfühlsamen Gespräche mit den Schülern in beiden Klassen auf. Sehr offen wurden viele Aspekte angesprochen, die Schüler brachten viel von ihren eignen Erfahrungen und ihre Fragen ein und bald war das Thema voll und ganz enttabuisiert.
Mit großer Motivation wurden im Folgenden die vielfältigsten Ideen skizziert und dabei auch immer wieder diskutiert, von mehreren Perspektiven betrachtet und hinterfragt. Da es in vielen Entwürfen um sehr emotionale Inhalte und Motive ging, suchten wir nach der richtigen Technik für die Umsetzung und viele der Schüler entschieden sich in intensiver und spannender Auseinandersetzung für die Aquarellmalerei. Hierbei gilt es dem Zufall die Türe zu öffnen für mal laute und mal leise Farbeffekte und sich diese für seine Idee zunutze zu machen. Gemäß eines berührenden Musikstücks gelingt es hierbei häufig einen intuitiven Zugang über Farben und Formen zu schaffen.
Aber auch Acrylfarben kamen zum Einsatz, selbst entwickelte Mischtechniken von Bunt- und Filzstift bis hin zu experimentellen Versuchen mit eingefärbten Seifenblasen aus farbiger Tusche.
Zu guter Letzt wurden die Textvorgaben, die uns Dr. Kacic und Herr Zimmermann für das Plakat gegeben hatten von einer Grafikerin digital realisiert, um den Arbeiten einen letzten und sehr professionellen Schliff zu geben.
Entstanden sind 54 sehr unterschiedliche Ansätze, die ausnahmslos eine sehr ernsthafte, intensive und einfühlsame Auseinandersetzung mit dem Thema zeigen. So war es nicht leicht die zehn besten Arbeiten auszuwählen und sich dann schlussendlich für eine Arbeit zu entscheiden, die das Projekt nun vertritt. Die Wahl fiel dabei auf Sophia Fath, Hannes Friedrich, Linus Prokop, Paula Fröhlich, Henrike Sommer und Philipp Köhler aus der Klasse 9a sowie Nova Hadarik, Megan Hitchcock und Narvin Tran aus der Klasse 9b. Die beste Gestaltung gelang Tjorven Stange aus der 9b. Ihr Motiv des halb versteinerten Gesichts wird nun ihren Platz in den Arztpraxen und auch hoffentlich in der Aufmerksamkeit der betroffenen Jugendlichen finden. Und wer weiß, wie weit es um die Welt reisen wird – wir wünschen viel Glück.
Natürlich möchten wir den zehn ausgewählten Schülerinnen und Schülern auch auf diesem Wege ganz herzlich zu ihrer gelungenen Gestaltung gratulieren, uns aber auch ganz ausdrücklich noch einmal bei allen Schülern für ihr ausdauerndes und erfolgreiches Engagement bedanken. Über die vielen künstlerischen Erfahrungen bleibt allen sicher auch ein sehr wertvolles und vertieftes Wissen zur Suizidgefährdung und hoffentlich der Mut zum deutlichen Ansprechen!
Susanne Tschiers