P-Seminar und Jugendabo bei „Roses“ im Stadttheater

Mit voller Wucht und lautem Krachen lassen die Darsteller schwere Holztische immer wieder mit hoher Geschwindigkeit aufeinanderprallen. Immer gerade noch rechtzeitig gelingt es den anderen Darstellern, einen Finger, eine Hand oder gar einen Kopf zwischen zwei Tischen wegzuziehen, bevor diese schon wieder knallend aufeinanderstoßen. Gebannt, fast entsetzt fiebern und fühlen die nervös gewordenen Zuschauer jedes Mal mit den Darstellern: Reagiert auch nur ein Beteiligter zu spät oder zu früh, droht eine schmerzhafte Verletzung.

 

Was es bedeutet, einer Gefahr mit Leib und Leben ausgesetzt zu sein, das wussten die Mitglieder der Widerstandsgruppe der Weißen Rose, die das nationalsozialistische Regime mutig herausforderten. Die eingangs geschilderte Szene erinnert an die grausame Hinrichtung Hans und Sophie Scholls am 22. Februar 1943, wenige Tage nach einer Flugblattaktion, mit der auf das Unrecht der Nationalsozialisten hingewiesen werden sollte.

Es war ein außergewöhnlicher und ungewöhnlicher Theaternachmittag am 20. November 2018 im Stadttheater, den die Teilnehmer des Jugendabos erleben durften. Die sieben Tänzerinnen und Tänzer des Theaters STRAHL Berlin präsentierten die Geschichte der Weißen Rose, indem sie über Bewegung und Choreographie immer wieder erstaunliche Bilder entstehen ließen. Bemerkenswert war das Engagement der Gruppe auch nach der Aufführung, als die Tänzerinnen und Tänzer mit Hilfe von Publikumsimpulsen Szenen improvisierten und auf diese Weise die besondere Arbeit des Tanztheaters vor Augen führten. Zwei Mitglieder nahmen sich danach noch viel Zeit, um mit dem aktuellen P-Seminar „Geschichte und Gegenwart des Theaters“ intensiv ins Gespräch zu kommen.

Vertrauen, Widerstand, Weiße Rose: Das Theater STRAHL hat diese Themen würdig in Szene gesetzt; im September dieses Jahres wäre Hans Scholl 100 Jahre alt geworden.

LoJ

Fotos © Jörg Metzner