Willkommen in der „grünen Welt“: Juniorwahl der 10. Klassen

Menschen, die vor einem Wahllokal Schlange stehen – wo findet man das heute noch in Deutschland? Sicherlich nur sehr selten bei regulären Wahlen, wohl aber bei der Juniorwahl, die seit 1999 an fast 3500 Schulen durchgeführt wird und unter 18-Jährigen die Gelegenheit gibt, ihre Stimme abzugeben. Am 10. Oktober simulierten die 10. Klassen des Dalberg-Gymnasiums die bayerische Landtagswahl und es kam zu interessanten Ergebnissen. Dass die Juniorwahlen sich so großer Beliebtheit erfreuen, dass inzwischen fast drei Millionen Schüler an drei Europawahlen, fünf Bundestagswahlen und dreiundvierzig Landtagswahlen teilgenommen haben, liegt wohl daran, dass sie sehr nah an der Realität sind.

    

Die Schüler bekommen eine Wahlbenachrichtigung und finden sich zur angegebenen Zeit in einem Wahllokal mit Wahlkabinen und Wahlurne ein. Der Wahlvorstand teilt die Stimmzettel aus, die genauso aussehen wie bei der richtigen Wahl, allerdings in verkleinerter Form. Durch diese realistische Durchführung wird die Wahl auch ernst genommen, was die Diskussionen im Vorfeld über die einzelnen Parteien zeigen. Da sie selbst gewählt haben, ist es für die SchülerInnen auch spannender am Wahlabend die Prognosen und Hochrechnungen zu beobachten. Das Wahlergebnis kann man dann mit dem Ergebnis der Juniorwahl vergleichen. Während es bei der Landtagswahl für ein Bündnis von CSU und den Freien Wählern reicht, ist die Welt der Juniorwahlen deutlich grüner. Mit 28,2 Prozent liegen die Grünen bei den Jugendlichen bayernweit deutlich vor der CSU (22,8%), während die SPD mit 10,8% ungefähr das Ergebnis wie bei den richtigen Wahlen erhält. Die AfD kommt dagegen nur auf 6,3%. Über die Ergebnisse wurde in den folgenden Sozialkundestunden diskutiert und manch einer wartet bereits auf die Europawahl, bei der erneut zum Gang an die Urne aufgerufen wird. Gelebte Demokratie an der Schule – man kann nur hoffen, dass die zukünftigen Wähler auch bei den richtigen Wahlen dafür sorgen, dass die Wahlbeteiligung steigt und vielleicht sorgt die junge Generation auch dann für überraschende Ergebnisse.

Dr. Martin Trageser