Autorenbegegnung mit Inga Grote
Am Freitag, dem 15.11.2024, dem Bundesweiten Vorlesetag, kam mit Inga Grote eine ehemalige Schülerin des Dalberg-Gymnasiums für zwei Autorenlesungen zurück an ihre „alte“ Schule, wo sie 2022 das Abitur abgelegt hat. Vor den zehnten Klassen las sie aus ihren beiden Gedichtbänden „Tanz zwischen den Zeilen“ und „Mein Herz, das Meer und der Großvater“, die beide letztes Jahr erschienen sind. Dabei durften die Schülerinnen und Schüler selbst bestimmen, zu welchen Themen „on demand“ Gedichte vorgetragen wurden. Zum besseren Verständnis und intensiveren Genuss wurden die Texte dabei stets wiederholt. Zwischendurch erklärte die Autorin gewisse Zusammenhänge und erläuterte die Hintergründe zu ihren Werken.
Inga Grote hatte bereits zu Schulzeiten mit dem Schreiben begonnen. Für ihr Lieblingsfach Deutsch hatte sie sich schon immer begeistert. Außerdem erhielt sie durch das „Enrichment“, heute „Schülerakademie, im Kurs „Kreatives Schreiben“ bei Herrn Linduschka wertvolle Impulse zum Verfassen eigener Texte. Heute studiert sie in Mainz Publizistik, jobbt beim ZDF und strebt eine journalistische Berufslaufbahn an.
Ihre Gedichte spiegeln die Gefühle einer jungen Frau wieder, in denen sich auch die Schülerinnen und Schüler in der Zuhörerschaft sehr gut wiederfinden können. Sie handeln vom Erwachsenwerden, vom Geborgensein in der Familie, von der ersten Liebe, von Urlauben am Meer, von der Wohnungssuche, aber auch von politischen Themen wie Rassismus oder Diktatur. Somit verarbeitet die Autorin in ihren Werken viele positive Gefühle, in ihrem zweiten Band aber auch Gefühle wie Wut und Angst. Sprachliche Bilder machen diese Emotionen für die Leser nahezu körperlich erlebbar, den Tanz „Nasenspitze an Nasenspitze“, das „Getauschte Lächeln unter zitierten Gedichten und gestohlene Blicke zwischen Schulbüchern“, die „in Büchern verflochtenen Hände[]“, die „noch frierenden Sonnenstrahlen“, „Fingerspitzen-Tango“ und das „Brause-Kribbeln im Bauch“. Einerseits thematisieren die Gedichte die eigenen Erfahrungen der Autorin, anderseits werden sie meist so lange überarbeitet, bis sich möglichst viele Leserinnen und Leser darin wieder finden können. Nur selten, so erzählt Inga Grote, sei ihr ein Gedicht einfach eingefallen. Sie habe es sich dann während eines Spaziergangs ständig vorgesagt, um es nicht zu vergessen, und schließlich zu Hause unverändert aufgeschrieben.
Manche Gedichte entstehen auch als Auftragsarbeit. Dann verfasst die Lyrikerin bei verschiedenen Veranstaltungen auf ihrer Schreibmaschine spontan Texte zu fünf vom „Auftraggeber“ vorgegebenen Begriffen. Das taten dann auch die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler und merkten bei der eigenen Textproduktion, wie schwer und zugleich leicht es ist, selbst Gedichte zu verfassen. Generell erfuhren die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen, dass Lyrik nicht nur etwas für einen eingeschworenen Kreis von Liebhabern ist, sondern für jedermann. Alle können Gedichte verstehen und sich in ihnen wiederfinden, und alle können auch selbst Gedichte schreiben, und so kreativ werden und auch eigene Gefühle ausdrücken.
Mit Inga Grote erlebten die Dalbergerinnen und Dalberger eine Autorin „zum Anfassen“, die ihnen, schon durch das junge Alter, ganz nah ist und als Vorbild dienen kann, wenn man sich selbst für das Lesen und Schreiben interessiert. Sehr offen erzählte sie von sich und ihrem Schaffen. Einerseits ist die Dichterin, deren Texte übrigens bereits in mehreren Antologien veröffentlicht wurden, in den sozialen Medien äußerst aktiv und erfolgreich, andererseits ist ihren Gedichten aber auch eine gewisse Nostalgie anzumerken, wenn sie von Schwarz-Weiß-Filmen, Filmdosen, Schreibmaschinen und Telefonbüchern schreibt. Ihre Gedichte sind modern und zeitlos.
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(PfF)