Schülerbegegnung im Zeichen der Erinnerung: Austausch mit der Rabin High School Kfar-Saba

In der vergangenen Woche besuchte eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften der Rabin High School aus Kfar-Saba, Israel, das Karl-Theodor-v.-Dalberg Gymnasium. Der Austausch, der bereits zum sechsten Mal im Rahmen des P-Seminars „Stolpersteine“ stattfand, wurde 2016 ins Leben gerufen und hat sich zu einem wichtigen Bestandteil der Erinnerungs- und Begegnungskultur entwickelt. Unsere Gäste waren nach einer zweijährigen Zwangspause die erste Schülergruppe, die Israel zu einem Schüleraustausch verlassen durfte.

Neben gemeinsamen Unternehmungen standen in diesem Jahr zwei bewegende Veranstaltungen im Mittelpunkt. Am Donnerstag fand eine Gedenkzeremonie für Tal Lahat statt, einen ehemaligen Austauschschüler aus dem Jahr 2019, der 2024 als Soldat gefallen ist. Seine Mutter und seine Tante reisten eigens nach Aschaffenburg, um an der Zeremonie teilzunehmen. In einem bewegenden Moment überreichte sie dem Jüdischen Museum Aschaffenburg eine neue Mesusa für die Eingangstür – ein symbolisches Zeichen der Erinnerung und des Fortbestehens. Sie wurde von Rabbi Grosberg aus Offenbach angebracht und geweiht.

Die Gedenkveranstaltung für Tal Lahat wurde von bedeutenden Persönlichkeiten begleitet. Neben seiner Mutter nahmen Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Elias Jungheim als Vertreter des israelischen Generalkonsulats in München, sowie Aschaffenburgs dritter Bürgermeister, Eric Leiderer, an der Zeremonie teil. Ihre Worte unterstrichen die Bedeutung der Erinnerung und des interkulturellen Austauschs.

Am Samstag folgte die feierliche Verlegung von 16 weiteren Stolpersteinen an acht Stellen im Stadtgebiet, die an die Schicksale einstiger jüdischer Bürger Aschaffenburgs erinnern. Nach einleitenden Worten von Bürgermeisterin Jessica Euler und Christoph Huber als Vertreter des Beauftragten der bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, lasen die israelischen Gäste die Lebensgeschichten der im Holocaust ermordeten Menschen auf Hebräisch vor, während ihre deutschen Gastgeber dieselben Texte in deutscher Sprache vortrugen. Diese Biografien waren zuvor von den Schülern selbst recherchiert worden. Ein besonderes Merkmal dieses Projekts ist die digitale Aufbereitung der erarbeiteten Informationen: Alle Texte sind nun in der von Oded Zingher programmierten Stolperstein-App abrufbar.

Der Schüleraustausch mit der Rabin High School bleibt ein lebendiges Zeichen der Versöhnung, der gemeinsamen historischen Verantwortung und der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Die Schülerinnen und Schüler des Dalberg-Gymnasiums und der Rabin High School setzen mit ihrem Engagement ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen.

(CS)