200 Jahre nach seinem Tod: Was erfährt man über Napoleon in seinen Memoiren?

Vor 200 Jahren starb Napoleon Bonaparte, „Kaiser der Franzosen“, im Exil auf der Insel St. Helena in der Karibik, weit entfernt von Frankreich und seiner Heimat Korsika.

Gemälde: František Xaver Sandmann –  Napoléon à Saint Hélène 1820 (wikimedia CC)

In seinen kurz vor seinem Tod fertiggestellten Memoiren blickt er auf sein Leben zurück: eine steile Karriere, gefolgt von einem abrupten Absturz. Im Bili-Unterricht der 8. Klasse haben wir Original-Auszüge daraus genauer unter die Lupe genommen. Ganz bewusst schreibt er für die Nachwelt und es fühlt sich fast an, als würde sich Napoleon auf Französisch an uns wenden.

Napoleon wurde 1769 auf Korsika als zweiter Sohn einer Adelsfamilie geboren. Er beschreibt sich selbst als neugieriges, etwas dickköpfiges Kind (« un enfant curieux et obstiné »), doch er betont, dass seine Kindheit nicht so besonders war wie sein weiteres Leben.

Schon früh lernt er den Krieg kennen, als er eine Militärschule besuchte. Er schreibt, er sei nie ein Träumer gewesen, er habe Illusionen gehasst und sei immer ein Mann der Tat gewesen. Ohne falsche Bescheidenheit beschreibt er sich als willensstark und überdurchschnittlich intelligent:

„Ich dachte schneller als alle anderen, deshalb hatte ich mehr Zeit, über das Wesen der Dinge nachzudenken“ (« Je pensais toujours plus vite que les autres, alors il m’est toujours resté du temps pour réfléchir »). Er sieht sich als Einzelgänger, um den es auf seinem Weg ganz an die Spitze ziemlich einsam wurde.

Bereits mit 16 Jahren wird er Offizier der Armee. Dabei kritisiert er, wie wenig Respekt die Soldaten den ranghöheren Offizieren und Generälen zollen würden. Er schreibt von Intrigen und Verschwörungsplänen, die sich auch gegen ihn richten. Wenig später breiten sich die Ideen der französischen Revolution bereits wie ein Lauffeuer in Frankreich aus. Mit der Niederschlagung von Aufständen gegen die Revolutionsregierung (« [Cet événement] sauva la révolution ») sowie in der Verteidigung Frankreichs gegen englische Angriffe macht er sich einen Namen. Bereits mit 24 Jahren wird er zum General und zehn Jahre später zum Oberbefehlshaber ernannt.

Selbstbewusst – bis selbstverliebt – schreibt er in seinen Memoiren über seine militärischen Erfolge – und Misserfolge. Im Namen des französischen Volkes kämpft er im Italienfeldzug gegen die österreichische Habsburgermonarchie und gegen die Briten in Ägypten. Letzteres stellt sich allerdings als eine Niederlage heraus, doch selbst das kann Napoleon so darstellen, als hätten die Franzosen trotz des Rückzugs etwas für ihr Land gewonnen – das Wissen, die Hieroglyphen in europäische Schrift zu übersetzen. « C’était une catastrophe … pourtant, mon retour en France était un triomphe ! »

Verblüffenderweise stellt er aber heraus, dass er nicht über das rhetorische Talent verfügt habe, das Volk mit Reden zu begeistern oder zu überzeugen: « Moi, je n’ai jamais eu le talent d’émouvoir le peuple. » Historiker*innen sind sich hingegen heute einig, dass Napoleon die Methoden politischer Propaganda bestens beherrschte und in vielen Situationen anwendete, um sein Ansehen zu schützen.

Zwischen 1789 und 1804 schafft es Napoleon von einem einfachen Offizier zu einem politisch sehr mächtigen Mann. Doch das Konsulat (zunächst zeitlich begrenzt, dann auf Lebenszeit) ist ihm nicht genug: Gerade einmal 15 Jahre nach Beginn der französischen Revolution krönt er sich selbst zum Kaiser der Franzosen in einer sehr angeberischen Zeremonie. Zeitweise herrscht die Familie Bonaparte über fast ganz Europa, denn er lässt seine Brüder auf Herrscherthrone in u.a. Spanien oder Italien setzen oder seine Geschwister und Cousinen in andere Herrscherfamilien einheiraten.

Trotz des verlustreichen Russlandfeldzugs und der Niederlagen in Leipzig und Waterloo zieht er am Ende das Fazit, dass ihn „das Glück/Schicksal“ an die Spitze des Staates gebracht habe (« La fortune me portait à la tête de l’État ») und er dazu bestimmt gewesen sei, die Zukunft Frankreich und vielleicht der ganzen Welt zu bestimmen. « Après la victoire, je me regardais, pour la première fois, non plus comme un simple général, mais comme un homme appelé à influencer le destin des peuples. Je me vis dans l’histoire. »

Diese Sätze zeigen deutlich was für ein Mensch Napoleon Bonaparte gewesen ist: Er hat es geliebt, sich selbst in Szene zu setzen. Noch kurz vor seinem Tode stellt er sich gegenüber der Nachwelt als Held dar und legt selbst die Grundlage für seinen eigenen Mythos. Bis heute ist er einer der wichtigsten historischen Persönlichkeiten und das kann wohl niemand anzweifeln – egal ob Kritiker*in oder Anhänger*in, Historiker*in oder Schüler*in.

Franz Fischer für die Klasse 8c