Il y a 150 ans … la guerre franco-allemande

Was bleibt 150 Jahren nach dem deutsch-französischen Krieg in Erinnerung?

Gemälde: Alphone de Neuville – Kämpfe bei Gravelotte nahe Metz (1881; CC, wikimedia)

Viele Menschen in Deutschland und Frankreich kennen den deutsch-französischen Krieg und können ihn zeitlich (18707/1) einordnen, aber sehr oft bleibt es dabei. Die Franzosen kennen meist nur den ersten Teil des Krieges, mit den militärischen Niederlagen und der Gefangenennahme des Kaisers Louis Napoléon III., der seinem Onkel Napoleon Bonaparte als Feldherr nacheifern wollte. Die Deutschen wiederum verbinden damit die Gründung des deutschen Kaiserreichs unter dem Kanzler Otto von Bismarck und dem preußischen König Wilhelm I. von Hohenzollern.

Gemälde: Anton von Werner – Kaiserproklamation des deutschen Kaiserreichs im Spiegelsaal von Versailles (1877, CC, wikimedia)

Im bilingualen Geschichtsunterricht beschäftigen sich die Schüler*innen der Klasse 8c sowohl mit deutschsprachigen als auch französischsprachigen Quellen und können sich so in beide Sichtweisen hineinversetzen.

Sie setzen sich kritisch mit Otto von Bismarck auseinander, der die deutschen Staaten in mehreren Kriegen, mit „Eisen und  Blut“ (Rede 1862),  zu einem Kaiserreich unter preußischer Herrschaft vereinen wollte und dazu auch einen Krieg mit Frankreich provozierte.

Auf der anderen Seite des Rheins beobachtete der Historiker Louis Lacroix von Nancy aus besorgt die Entwicklungen an der nahen Kriegsfront. Unser Schüler*innen übersetzen Auszüge aus dem Tagebuch des Zeitzeugen:

29.07.1870:

„Es ist nicht weniger bedauerlich, dass Napoleon sich selbst zum Oberbefehlshaber der Armee ernannt hat.“

04.08.-11.08.1870

„Es gibt Väter, die ihre Töchter wegschicken, und Ehemänner, die sich von ihren Frauen trennen, um ihre Ehre zu beschützen.  Die meisten kommen aus Angst vor dem herannahenden Feind zu uns, einige mit Karren, in denen sie ihre Möbel und Vorräte transportieren, andere zu Fuß mit all ihren Habseligkeiten in den Taschen.“

12.08.-15.08.1870 Die Preußen treffen in Nancy ein …

„… alles sauber und gut gelaunt, als würden sie gerade zu einem Spaziergang aufbrechen … Alles an ihnen ist einfach und nützlich. Nicht wie bei uns, wo unsere Armeeuniformen sich immer nach der neuesten Mode richten … Wir verlieren die Illusionen und das Kaiserreich [von Napoléon III] zeigt uns zum dritten Mail [nach 1814 und 1815: Napoléon Bonaparte], dass es nur ein Abenteuer ist, das mit einer ausländischen Invasion enden muss.“

Auf den deutschen Sieg in der Schlacht von Sedan, dem fortan im deutschen Kaiserreich am Nationalfeiertag gedacht wird, folgte die monatelange Belagerung von Paris. Der berühmte Schriftsteller Guy de Maupassant verarbeitete seine Kriegserlebnisse in der Kurzgeschichte „Deux amis“ (1883). Die Bili-Klasse lernt hier zwei französische Soldaten kennen, die einfach nur friedlich in der Seine angeln möchten und von deutschen Patrouillen festgenommen werden.

In diese Phase gehört auch die zweimonatige „Commune de Paris“, eine sozialistische Revolution der einfachen Pariser Bevölkerung gegen die neue konservative Regierung der Dritten Republik. Dieser Aufstand stand in der Tradition der Revolutionen 1789, 1830 und 1848 und  wurde auch für die kommunistische Revolution 1917 in Russland zum Vorbild.

Selbst wenn der Krieg von 1870 für die Mehrheit der Franzosen und Deutschen in Vergessenheit gerät, gilt er als Beginn einer Reihe von militärischen Konflikte zwischen Frankreich und Deutschland. Doch angesichts des Blutvergießens und der Millionen von Toten der beiden Weltkriege von 1914-1918 und 1939-1945 könnte man vielleicht denken, dass der Krieg von 1870 mit seinen „nur“ 260.000 Toten nicht so viel Aufmerksamkeit verdiene. Doch jeder einzelne Tote ist sicherlich einer zu viel und wir können uns glücklich schätzen, dass aus vermeintlichen „Erbfeinden“ Freunde und Partner wurden und unsere Schüler*innen heute intensiv die Sprache, aber auch die Geschichte des anderen Landes kennenlernen.

Quellenangaben:

Guy de Maupassant – Deux amis (1883)

Revue de la Presse 01/2021

Écoute 02/2021, p. 29-31