Der „Feuervogel“ hob ab – Vielen Dank für „Rhythm in Concert“!

Igor Strawinsky besaß eine klare Vorstellung, wie sein erster „Feuervogel“ als Ballett getanzt werden sollte. Als er sich Jahre später als gereifter Künstler erneut mit seinem „Feuervogel“ befasste, ließ er moderne polytonale Aspekte in die „Feuervogel“-Suite einfließen, die er ausschließlich für den Konzertsaal komponierte. Die Frage, wie man dieses Konzert nun in Tanz verwandeln kann, bewegte Christine Fischer und ihre Tänzerinnen und Tänzer seit letzten Sommer. In der Aufführung „Rhythm in Concert“ des Philharmonischen Vereins am 27.10.2018 in der Stadthalle Aschaffenburg glückte es dem Collegium Musicum, diesem vielstimmigen „Feuervogel“ beeindruckende Nuancen zu geben: Zarte Flügelschläge wechselten mit magisch-unheilvollen Schwingen. Unseren TanzCompagnien unter der Leitung von Christine Fischer gelang es einmal mehr, diese Musik kongenial in fließende, fliegende, springende, rasende, aber auch sanfte Bewegung umzusetzen. Es war eine Freude zu sehen, wie gut sich die Stimmung, die das Orchester unter der Leitung von Michael Millard erzeugte, in Tanz umsetzen ließ. Mit Leichtigkeit drehten sich die Tänzerinnen, so dass dem Zuschauer fast schwindelig wurde, rannten die bunten kleinen Feuervögel oder sprangen die schwarzen wie im Rausch: Die Zuschauer waren wahrlich hingerissen. Während des Konzerts vibrierte die Bühne vor Bewegung – das Tempo wurde von den fast 100 Tänzerinnen und Tänzern immer wieder gesteigert, um dann z.B. im „Kissen-Tanz“ einen wundervoll in Szene gesetzten Ruhepunkt zu finden. Diese Stille hielt nicht lange an und wurde sogleich von ekstatischen schwarzen „Vögeln“ abgelöst. Die „Feuervogel-Suite“ von Strawinsky bildete den Schlusspunkt des Abends, der ein Augen- und Ohrenschmaus war. Neben den DalbergCompagnien traten die Ballettelevinnen der Tanzschule Heeg auf und erweckten Bar-Szenen aus den 1920er Jahren zur Musik von Milhaud zum Leben oder ließen den „Zauberlehrling“ nach der Musik von Paul Dukas wahrhaftig mit den Gewalten kämpfen. Der Aschaffenburger Pianist Christopher Miltenberger führte nicht nur in die jeweiligen Stücke ein, sondern zeigte dem Publikum auch, dass ein solches Konzert von einer intensiven Vorbereitung lebt. So plauderte er mit dem Dirigenten über dessen Arbeit mit dem Orchester, in dem sich auch Musiklehrer des Dalberg-Gymnasiums engagieren, und holte u.a. drei Tänzerinnen des Dalberg-Gymnasiums auf die Bühne kommen, die locker von den Proben und der Entstehung der Choreographien erzählten. Diese Choreographien wachsen langsam; ausgehend von einer „Fischer-Idee“ werden sie immer wieder ausprobiert und umarrangiert. Dieses Jahr kam noch hinzu, dass Frau Fischer und Collegium Musicum-Mitglied Marlene Kiesel – eine ehemalige Schülerin des Dalberg-Gymnasiums und zukünftige Musiklehrerin – an anderen Schulen in und um Aschaffenburg im Rahmen von Workshops den Schülern die Musik Strawinskys näher brachten. Mit großer Begeisterung stürzten sich die Workshop-Teilnehmer aus ganz verschiedenen Klassen von Klein bis Groß in das Abenteuer, die Musik in Tanz und Bewegung umzusetzen. Der große Applaus für die Mitwirkenden, aber auch für die künstlerischen Leiter wie Christine Fischer zeigte, dass das Publikum dieses Engagement zu schätzen weiß. Auch Frau Pollinger vom Main-Echo zeigte sich von den Darbietungen in ihrem Artikel „Brillante Tanz- und Musikdarbietungen bei ‚Rhythm in Concert‘ in der Aschaffenburger Stadthalle“ vom 29.10.2018 begeistert.

Dr. Anja Meußer