Ein Nachmittag im Gericht

Am 17. Januar 2018 besuchte der Wahlkurs „Unternehmen entdecken – Berufe hautnah erleben“ mit der Kursleiterin Katharina Biller das Justizgebäude in Aschaffenburg. Da wir früh genug da waren, konnte Frau Biller uns noch erklären, wie eine Gerichtsverhandlung typischerweise abläuft.

Im ersten Fall war ein Mann wegen räuberischen Diebstahls angeklagt, da er trotz eines bereits erteilten Hausverbots (wegen mehrmaligem Diebstahl) in einer Edeka Filiale am Südbahnhof ein Zigarettenpäckchen im Wert von 4,95 Euro entwendet hatte. Als er von dem Ladendetektiv erwischt wurde, wandte er womöglich Gewalt an, um sein Diebesgut zu behalten. Da ein Zeuge fehlte, der notwendig für die Rekonstruktion der Tat war, musste das Urteil vertagt werden. Die Kosten der kommenden Gerichtsverhandlung muss der nicht erschienene Zeuge tragen, da nur wegen ihm ein zweiter Verhandlungstermin angesetzt werden musste.

Die zweite Verhandlung handelte von einem jungen Mann, der aus Litauen nach Deutschland kam, um sich „eine Arbeit zu suchen“. In Wirklichkeit finanzierte er sich seinen Lebensunterhalt, indem er in Haibach vor allem Autos deutscher Automobilhersteller aufbrach und aus diesen Navigationsgeräte und Lenkräder im Wert von circa 30.000 Euro stahl. Dabei entstand ein zusätzlicher Sachschaden von ca. 40.000 €. Er tat dies nicht im Alleingang, sondern mit einer litauischen Bande. Trotz schwerer Beweislage ( Fotos, die das Publikum nicht sehen konnte ) gestand er nicht. Der Richter betonte anfangs, dass eine hohe Strafe notwendig sei, da eine solche andere Ausländer von diesem „Kriminaltourismus“ abhalten solle. Seine einzige Chance auf eine Strafminderung wäre sein Geständnis. Diese Verhandlung verließen wir vorzeitig, da sie länger dauerte als geplant. Mittlerweile haben wir erfahren, dass der 22-Jährige zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 3 Monaten verurteilt wurde.

Alles in allem war es ein sehr lehrreicher Tag für uns. Wir empfehlen allen Wirtschafts- und Rechtslehrerinnen die Tradition am Dalberg Gymnasium aufrecht zu erhalten und mit ihren Klassen das Gericht zu besuchen.

Alexander Julius Leventov ( 10c ) und Christina Kunkel ( Q11-4 )