Dalberg liest

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten des Dalberg-Gymnasiums fand dort am Mittwoch, 22. Oktober eine, vom Förderverein der Schule veranstaltete, Lesung der besonderen Art statt: Vier Autorinnen und Autoren, die der Schule in besonderer Weise verbunden sind, gaben sich ein Stelldichein.

Nach der musikalischen Begrüßung, gespielt von der BigBand unter Leitung von Florian Richter, nahm Martin Trageser, Lehrer der Schule, als erster auf dem Podium Platz. Er erfreute das Publikum mit einer Kurzgeschichte aus dem Band „Eine Nacht voller Geheimnisse“ über einen Dichter, zu der er bei mehreren Schülerfahrten nach Hongkong inspiriert wurde. Die Zuhörerschaft ließ sich nur zu gerne in die flirrende Metropole entführen, in der der Protagonist am Ende seines Lebens all seine Werke der Laune der Natur überlässt und diese auf märchenhafte Weise die jeweils geeignete Leserin bzw. Leser erreicht. Im Anschluss schlug er den Bogen mit einem brandneuen Text zum Namenspatron der Schule. Auch hier wählte er als Erzählperspektive die letzten Tage von Karl-Theodor von Dalberg, eine Parallele zur zuvor vorgetragenen Kurzgeschichte. Im amüsanten Plauderton ließ er dessen Karriere mit allen Höhen und Tiefen kurz Revue passieren.

Anschließend durfte das Publikum Inga Grote auf der Bühne begrüßen, die im Jahr 2022 ihr Abitur am Dalberg-Gymnasium ablegte. Eher ungewöhnlich für ihr junges Alter widmet sie sich der Lyrik und ließ die Anwesenden auf erfrischende Art und Weise an ihren Gefühlen und Vorstellungen teilhaben. Sie bringt es inzwischen auf die Veröffentlichung von drei Gedichtbänden, wobei sie sich in ihrem letzten Werk „(r)ausgewachsen“ mit dem Prozess des Erwachsenwerdens beschäftigt. All ihre Gedichte trägt die Autorin zweimal vor und verschafft dem Publikum damit einen intensiveren Zugang, so auch das Gedicht „Schattenboxen“, mit dem sie sich an politische Themen wagt.

Nach einer kurzen Pause übernahm im Anschluss Ulrike Paschek, ebenfalls Lehrerin, unter ihrem Pseudonym Catherine Duval den Staffelstab der Vortragenden. Sie entführte das Publikum in ihrem cosy crime, wie sie es selbst ankündigte, nach Chenonceau, eines der herrlichen Loireschlösser. Dort ereignet sich während eines rauschenden Kostümfests ein Mord, der den Lebemann und Privatermittler Baron Philippe erneut mit der Kommissarin Charlotte Maigret zusammenbringt. Beide müssen nun unfreiwillig wieder zusammenarbeiten, um das Verbrechen zu klären. Aber auch die kulinarischen Genüsse kommen dabei nicht zu kurz …

Komplettiert wurde das Literaturquartett durch Reinhard Paczesny, der sich in seinem aktuellen Lebensabschnitt als pensionierter Lehrer der Literatur verschrieben hat. Bei der Lesung schlüpfte er in die Rolle seines fiktiven „Coautors“ Frantisek Szczyrba und trug im oberschlesischen Dialekt aus seinem Werk „Unerwartete Kulturgeschichten“ vor, launige Beobachtungen, die er mit philosophischen Betrachtungen verknüpfte.

Ein herzliches Dankeschön gilt allen Beteiligten!

J. Bauer-Seibt