Schottland wird seinem Ruf gerecht: Dalberg-Schüler zu Besuch in Perth
Als Reiseunternehmer in eigener Sache betätigte sich zum Abschluss des Schuljahres unser Projekt-Seminar „Vorbereitung eines Schüleraustausches mit der Perth Academy“ der Q11 am Karl-Theodor-v.-Dalberg-Gymnasium. Im Team hatten wir unsere 9-tägige Reise nach Schottland gewissenhaft vorbereitet, Unterkünfte und Transport gebucht und ein individuelles Reiseprogramm erstellt. Das Wetter in Deutschland war den ganzen Juni hindurch bestens gewesen, und so freuten wir uns auf eine sonnige Reise …
Schon beim Verlassen des Flugzeugs nach der Landung in Aberdeen wurden wir von frischer Luft und lautem Blöken der Schafe begrüßt. Auch die Gastfreundlichkeit und Höflichkeit der Schotten trug dazu bei, dass wir uns sofort wohl fühlten. Das schottische Wetter allerdings begrüßte uns standesgemäß mit kühlen Temperaturen, tief hängenden grauen Wolken und Nieselregen.
Der erste und längste Stopp unserer Reise war natürlich Perth, die Partnerstadt Aschaffenburgs. Dort hatten wir das große Glück, bei Gasteltern untergebracht zu sein, die uns alle wie einen Teil ihrer Familie behandelten. Der direkte Kontakt war sehr wertvoll für den kulturellen Austausch und sicherlich auch Basis für lange Freundschaften mit den dortigen Schülern. Die Perth Academy hatte eigens zu unserem Empfang einen kleinen Ceilidh organisiert, einen traditionellen schottischen Tanzabend. Unsere Partner brachten uns unter großem Gelächter den „Strip the Willow“, „Gay Gordon’s“ und auch den „Dashing White Sergeant“ bei, live begleitet von einer Schülerband. Natürlich durfte auch der Dudelsack nicht fehlen! Am Sonntag entführte uns Frau Franz, die an der Perth Academy Deutsch unterrichtet und im vorigen Jahr mit einer Schülergruppe am Dalberg-Gymnasium zu Gast gewesen war, in die Highlands rund um Pitlochry.
Eine längere Wanderung auf den Ben Vrackie war aufgrund des regnerischen Wetters leider nicht möglich, aber auch das Alternativprogramm bot einen vielfältigen Einblick in die raue Szenerie der Highlands, seien es die Stromschnellen des River Tummel, der malerische Wasserfall am „Hermitage“ des Dichters Ossian, die Beobachtung nistender Fischadler am „Loch of the Lowes“ oder der „Soldier’s Leap“ – hier übersprang der Legende nach ein Soldat den Fluss Garry und rettete sich vor den siegreichen Schotten nach der berühmten Schlacht von Killiecrankie.
Der Schulbesuch am Montag wurde von allen gespannt erwartet und gab einen interessanten Einblick in das doch sehr unterschiedliche schottische Schulsystem, in dem zum Beispiel die Lehrkräfte ihre festen Klassenzimmer haben, während die Schülergruppen zum Stundenwechsel zu ihnen kommen! Auch haben die Schüler eine deutlich größere Wahlfreiheit bei den Unterrichtsfächern, worum wir sie natürlich beneideten. Allerdings führt dies zu ständig wechselnden Kurszusammensetzungen – ein Nachteil, wie wir meinen.
Zum Abschied kam am Nachmittag Councillor Pover als Vertreter der „Friends of Aschaffenburg“ mit kleinen Souvenirs vorbei, und dann mussten wir uns leider auch schon von unseren Partnern verabschieden, um uns auf den Weg nach Edinburgh zu machen.
Diese beeindruckend schöne Stadt hatte es uns auf den ersten Blick angetan. Durch verschiedene Stadttouren und Rundgänge erfuhren wir viele interessante Fakten aus der Vergangenheit, seien es die historisch belegten Gruselgeschichten von Grabräubern und Leichenschändern oder Details über das Volk der Pikten, von denen wir nun einen tieferen Einblick als nur die uns bisher bekannten Klischees aus dem Film „Braveheart“ bekamen. Bei einer Wanderung auf „Arthur’s Seat“, Edinburghs beeindruckend schroffen Hausberg, lichtete sich die dichte Wolkendecke zum Glück für ein paar Stunden, um den Blick auf die Dächer der „Old Town“ preiszugeben. Hier überraschte uns die hohe Zahl von Schornsteinen auf jedem der alten Dächer – sie rührt daher, dass in früheren Zeiten jedes einzelne Zimmer durch einen offenen Kamin mit eigenem Schornstein geheizt werden musste. Der Rauch der unzähligen Feuer, die im Winter Tag und Nacht brennen mussten, hing oft wie eine graue Glocke über der Stadt, was Edinburgh den Beinamen „Auld Reekie“ eintrug, frei übersetzt „die alte Verrauchte“. Natürlich hat man das Heizsystem der Häuser längst modernisiert, aber die ausrangierten Schornsteine bestimmen immer noch das historische Stadtbild.
Die letzte Station unserer Reise war Inverness weiter oben in den schottischen Highlands. Highlight war hier der Ausflug zur malerischen Ruine des Urqhart Castle direkt am Ufer des Loch Ness. Auch wenn Nessie nicht gesichtet wurde, konnten wir eine schottische Hochzeit in den Kulissen der Ruine und atemberaubende Landschaften bestaunen. Auf den Hochzeitsfotos sieht man ja nicht, wie sehr die Braut gefroren haben muss …
Das Foto zeigt Schüler des P-Seminars und Schüler aus Perth und wird mit der freundlichen Genehmigung von Richard Wilkins, Fotograf beim „Perthshire Advertiser“ abgedruckt.