Schülerin der sechsten Klasse Jurorin beim „Young Audience Award“
Der Young Audience Award ist eine Auszeichnung der Europäischen Film Akademie (EFA) und wurde diese Jahr zum 10. Mal verliehen. In über 50 europäischen Städten schauen Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren drei europäische Filme an und entscheiden per Abstimmung, welcher der drei als bester Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet wird. Insgesamt haben 3.600 Kinder teilgenommen. Im deutschsprachigen Raum waren wir 40.
In der Woche vom 18 . – 25. April wurden wir erst einmal in Gruppen von sechs Kindern eingeteilt. Die Gruppen wurden jeweils von zwei Tutoren (meist Student*innen der Filmuniversität) betreut. Bevor es zum Anschauen der Filme kam, lernten wir, worauf wir als Juroren achten müssen:
- emotionale Wirkung des Films, erster Eindruck
- technische Umsetzung: Farben, Ton, Kamera, Musik, Schnitt, Sounddesign, Lichtsetzung, Effekte
- Inhalt beziehungsweise Geschichte: Spannungsbögen, Wendungen in der Geschichte, Thematik (politisch oder gesellschaftlich wichtiges Thema?), ist die Geschichte für Jugendliche im Alter von 12 bis 14 interessant bzw. wichtig?
- schauspielerische Leistungen
Jede/r hatte eine Checkliste, um alle diese Punkte abzuarbeiten. Diese Liste und eine Mappe mit allen Informationen und außerdem ein paar Süßigkeiten 😉 hatten wir zuvor per Post bekommen.
Dann schauten wir Juror*innen jede/r für sich die drei Filme, welche wir kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen hatten, zu Hause an. Wir hörten die Schauspieler*innen auf Italienisch, Englisch und Norwegisch reden, konnten aber zum Glück die deutschen Untertitel lesen.
Die Filme waren:
- „Pinocchio“ (gerade bei den Oscars nominiert mit dem „Oscar“ für das „Beste Kostümdesign“, das „Beste Make-up und die besten Frisuren“) von Matteo Garrone, 2019
- „Wolfwalkers“ (ebenfalls für den „Oscar“ und den „Golden Globe“ nominiert als bester Animationsfilm) von Tomm Moore und Ross Stewart, 2020
- „Flukten Over Grensen“ (oder auch „The Crossing“ genannt) von Johanne Helgelan, 2020
Am Sonntag trafen wir uns dann wieder virtuell und besprachen die Filme sehr ausführlich. Schließlich stimmten wir ab. Es war eine sehr schwere Entscheidung. Ich persönlich fand, dass „Pinocchio“ nicht wirklich besonders gut ist, im Gegensatz zu den alten Pinocchio-Filmen. Auch sind die Geschichte und die Kamera nicht so überzeugend. Aber das Kostümbild und das Make Up waren einmalig.
„Wolfwalkers“ halte ich für einen ungewöhnlich guten Animationsfilm. Die Geschichte ist herzerwärmend, aber auch für Trauer und Spannung wird gesorgt. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das sich nachts in einen Wolf verwandelt. Es findet zwar eine Freundin, aber der Herrscher lässt alle Wölfe umbringen und sein eigener Vater ist ein Wolfsjäger. Das Mädchen hat auch zauberhafte Kräfte und die werden sehr schön dargestellt, genauso wie die verstärkten Sinne eines Wolfes.
Der norwegische Film „Flukten over Grensen“ (zu Deutsch „Flucht über die Grenzen“) spielt in der Nazizeit und erzählt, wie zwei Geschwister einem jüdischen Geschwisterpaar, das auf der Flucht ist, über die Grenze nach Schweden helfen, wo sie in Sicherheit sind. Die Kameraarbeit, das Licht und die schauspielerische Leistung der Kinder sind atemberaubend. Natürlich ist es auch ein sehr trauriger und bedrückender Film, aber es sind auch sehr schöne Szenen zu sehen. Die Zeit des Dritten Reichs wurde gut erklärt und auch nicht alle Deutschen werden als böse dargestellt. Kindern wird dabei also gut erklärt, dass andere Religionen als die eigene nicht verfolgt werden sollten und dass man nicht pauschal über ein „Volk“ (und seine Geschichte) urteilen sollte.
Anschließend konnte man die Filmemacher*innen und Schauspieler*innen digital treffen und mit den anderen Jurymitgliedern aus ganz Europa chatten. Vor allem die Filme-Macher*innen und Schauspieler*innen (virtuell) kennenzulernen, war für mich toll. Aber es war auch schade, dass ich so wenig verstanden habe, denn das Interview war auf Englisch.
Abends wurden die Preise verliehen. Der „Young Audience Award“ ist der „Oscar“ für Jugendfilme. Insofern war die Preisverleihung für die Filmschaffenden extrem wichtig und sie haben auch alle sehr emotional reagiert. Gewonnen hat dann schließlich „The Crossing“ („Flukten over Grensen“). Dafür hatte auch ich gestimmt.
Ich werde auf jeden Fall versuchen, nächstes Jahr erneut teilzunehmen, denn es hat viel Spaß gemacht und man hat unheimlich viel über das Filmemachen gelernt. Ich glaube, Filme werde ich jetzt mit ganz andren Augen sehen.
Florentine, Klasse 6d
Hier könnt ihr die Preisverleihung sehen und noch viele weitere Informationen bekommen: