Autorenbegegnung mit Cornelia Funke per Livestream

01. April 2020

An unserer Schule finden regelmäßig Autorenlesungen statt. Gestern genossen viele SchülerInnen jedoch eine ganz besondere, und zwar per Livestream, und von zu Hause. Keine geringere als die berühmte deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke, deren phantastische Romane mit einer Gesamtauflage von 20 Millionen Büchern international so erfolgreich sind, dass sie in 37 Sprachen übersetzt wurden, las für sie.

Wenn man genau ist, las Frau Funke natürlich nicht exklusiv für die SchülerInnen des Dalberg-Gymnasiums. Die in den USA lebende Autorin kommt nur noch für sehr wenige, ausgewählte Veranstaltungen nach Deutschland. Aufgrund der Corona-Krise hatte sie sich aber, wie auch Isabel Abedi, Kirsten Boie, Margit Auer und andere, bereit erklärt, den Kindern in Deutschland, die ihre Wohnung aktuell kaum verlassen können, live im Internet vorzulesen und ihre Fragen zu beantworten.

Für unsere SchülerInnen war es, als spräche die Schriftstellerin direkt zu ihnen. Gespannt saßen sie vor dem Computer. Punkt 17 Uhr lief zunächst ein Countdown rückwärts. Dann war erst einmal die Moderatorin Muschda zu sehen, die einige SchülerInnen unserer 7. und 8. Klasse noch von unserem Besuch beim Tigerenten-Club vor zwei Jahren kennen. Nach ein paar einleitenden Worten begann dann die eigentliche Lesung.

Cornelia Funke saß in ihrem Arbeitszimmer auf ihrer Farm in Malibu und las aus ihrem Buch „Das  Piratenschwein“. Die phantasievolle Geschichte machte Frau Funke dadurch besonders lebendig, dass sie den einzelnen Figuren unverwechselbare Stimmen verlieh. Später sagte sie dann, dass sie ihre eignenen Texte auch immer laut lese, weil Erzählungen schon immer „klingen“ müssten. Ürsprünglich habe man Geschichten nämlich immer einem Publikum erzählt, erst viel später habe man begonnen, sie aufzuschreiben. Während ihrer Lesung zeigte sie immer wieder die Zeichnungen von Kerstin Meyer, die Schweine viel besser zeichnen könne als die Autorin selbst, die ja gelernte Illustratorin ist und erst mit 27 Jahren angefangen hatte zu schreiben, weil sie die Drachen und Fabelwesen zu diesen Geschichten zeichnen wollte.

Besonders interessant war der Teil der Autorenbegegnung, in dem Cornelia Funke Fragen beantwortete, die ihr Kinder aus Deutschland per E-Mail geschickt hatten. Sie erzählte, dass sie besonders gerne Bücher für Kinder schreibe, weil in deren Fantasie die Geschichten sofort  lebendig würden. Kinder nehmen Geschichten wirklich ernst. Frau Funke gab den Zuhörern einen Eindruck von ihrem Leben auf der Farm mit den vielen Tieren, die es dort gibt. Ganz ungewohnt für Deutsche gebe es in USA auch richtig wilde Tiere. Sie schwärmte von den schönen Landschaften und von der Freundlichkeit und Offenheit der Amerikaner. Für sie war es wichtig, andere Länder kennen zu lernen und nicht ihr ganzes Leben in einem einzigen zu verbringen. Sie berichtete jedoch auch von der Beobachtung, dass sie im Ausland scheinbar deutscher geworden sei als vor ihrer Ausreise. An Deutschland vermisse sie neben ihrer Familie und ihren Freunden vor allem auch den Wald und das Brot. Generell zeigte sich die Schriftstellerin als eine sehr weltoffene Frau, die das Multikulturelle liebt. Sie lädt Künstler aus aller Welt zu sich ein, lässt sie auf ihrer Farm wohnen und arbeitet auf vielerlei Weise mit ihnen zusammen.

Dann sprach Cornelia Funke auch über ihre eigenen Werke. Die Geschichten „kämen zu ihr“. Obwohl viele phantastisch seien, hätten sie alle mit unserer realen Welt zu tun, sie seien eine „Liebeserklärung an die Welt“. Den Kindern gab sie Tipps zum Schreiben spannender Geschichten und erläuterte ihnen, wie sie selbst Texte schreibe. Zunächst brauche man ein Notizbuch. Erzählungen müssten per Hand geschrieben und dann immer wieder umgeschrieben, korrigiert und ergänzt werden. Erst am Schluss dürfe man die Geschichte mit einem Computer festhalten. Ihre Bücher, wie „Tintenherz“, „Drachenreiter“, „Die Gespensterjäger“, „Die Wilden Hühner“, …, sieht Frau Funke als ihre Kinder. Mit dem Schreiben dieser Geschichten könne sie als Schriftstellerin ihre eigenen Wünsche wirklich werden lassen. Ihren Fans stellte sie das Erscheinen des dritten Bandes der „Drachenreiter-Reihe“ im nächsten Jahr in Aussicht.

Auch auf die Corona-Krise nahm die Autorin Bezug. Diese Zeiten machten uns Angst. Sie bergen vielleicht aber auch die Möglichkeit, sich zu besinnen, aus Fehlern zu lernen und Probleme anzupacken.

Durch ihr Gespräch mit den Zuhörern merkten diese, dass Cornelia Funke eine Autorin ist, die etwas zu sagen hat, begeistert und Vorbild ist. So war die Lesung eine echte Bereicherung für unsere SchülerInnen.

Die ganze Lesung kann als Aufnahme auf www.kindernetz.de noch einmal angeschaut werden. Dort finden sich auch die Lesungen der anderen AutorInnen, unter anderem Kirsten Boie („Möwenweg“-Reihe, „Thabo“-Reihe, …), Isabel Abedi („Lola“-Reihe, „Imago“, …) und Margit Auer („Die Schule der magischen Tiere“, „Verschwörung am Limes“, …).

Weitere Informationen über Cornelia Funke gibt es auf ihrer offiziellen Homepage.

Wir freuen uns, dass wir auf diesem ungewohnten Weg dieser tollen Autorin begegnen durften.

PfF