Drei Autorenlesungen an einem Tag
Aschaffenburg war vom 14. bis 17. Februar 2019 Tagungsort des Jubiläumskongresses zum 50. Jahrestag der Gründung des Verbandes der deutschen Schriftsteller. In diesem Zusammenhang fanden auch 20 Schullesungen statt, von denen am 15. Februar drei bei uns im Haus mit den Schülern unserer Mittelstufe durchgeführt wurden.
Los ging es für die Achtklässler, denen Gabriele Loges aus ihrem Roman „Paris. Sigmaringen oder Die Freiheit der Amalie Zephyrine von Hohenzollern“ vorlas. Hinter diesem ausladenden Buchtitel verbirgt sich die Geschichte einer jungen Frau im 18. Jahrhundert, die ihre persönliche Freiheit gegen die Konventionen der Adelswelt durchsetzt. Beim Vorlesen und Erzählen machte uns Frau Loges die Zeitgenossin unseres Schulpatrons Karl Theodor von Dalberg lebendig. Während der Lesung und danach konnten immer wieder Fragen gestellt werden, mit deren Beantwortung die Schriftstellerin nicht nur einen tieferen Blick in die Zeit der Französischen Revolution, sondern auch in ihre Arbeit als Schriftstellerin gab. Die Lebensgeschichte der Amalie von Hohenzollern ist allerdings nur ein Erzählstrang in Gabriele Loges’ Roman. Sie verknüpft die Biographie über eine Erzählerfigur mit weiteren historischen Personen und Ereignissen bis in die Zeit des Nationalsozialismus. Verbindende Themen sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sowie der Kampf gegen Unterdrückung und für die Freiheit.
Für die 9. Klassen las Imre Török dann in unserer Bibliothek aus seinem Buch „Die Königin von Ägypten in Berlin“, welches neben der eigenen Familiengeschichte insbesondere Zivilcourage und Mitgefühl mit Bedrängten thematisiert. In dem Roman riskieren Imre Töröks Vater und eine Großtante im nationalsozialistischen Deutschland ihr Leben, um das anderer zu retten. Im Anschluss an die Lesung durften die Schüler Fragen stellen. Sie erfuhren von den intensiven Nachforschungen, die der Autor für die historische Richtigkeit des Buches angestellt hatte, und von der zentralen Bedeutung, die Imre Török auch heute aktiv gelebter Nächstenliebe für Hilfsbedürftige zuschreibt. Die Aktualität des Themas wurde vielen Schülern durch die Ausführungen des Autors deutlich vor Augen geführt.
Eine spannende Mischung aus Wissenschaftsroman und erzählter Literaturgeschichte konnten die Zehntklässler mit Olaf Trunschkes „Kinetik der Lügen“ kennen lernen. Der Roman ist aus zwei Erzählsträngen aufgebaut, die beide mit der Stadt Genf verbunden sind. Im Genf der Gegenwart wird der Frage nachgegangen, ob der menschliche Forscherdrang mit der Entwicklung künstlicher Intelligenz auf ethisch nicht beherrschbare Weise Grenzen überschreitet. Verwoben wird dies mit der Entstehungsgeschichte des Klassikers der Horrorliteratur, Mary Shelleys „Frankenstein“. Dieses Buch entstand 1816, dem „Jahr ohne Sommer“, ebenfalls in Genf. Unterstützt von zahlreichen Bildern und einigen Filmausschnitten machte uns Herr Trunschke Lust darauf, sein Buch weiter zu lesen.
Alle drei Autoren schrieben uns eine Widmung in den vorgestellten Roman. Ihre Bücher stehen nun in unserer Bibliothek zur Verfügung.
Michael B. Bauer, Christiane Frey
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