„Sinon der Held“ – Autorenlesung mit Michael Seiterle

12. Juli 2018

Zu früher Stunde, schon um 7.50 Uhr, sah sich der Aschaffenburger Autor Michael Seiterle, nur mit einem Kaffee bewaffnet 90 Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe gegenüber. Später würde er sich wundern, dass so viele Schüler so leise sein können. Das lag aber wohl daran, dass sein Vortrag aus seinem ersten Roman „Sinon der Held“ so interessant war.

Seiterle las viele Stellen aus dem Buch vor, sodass die Zuhörer einen guten Eindruck davon bekamen, wie der vergessene Held aus der Ilias aufwuchs, welche Ziele er hatte, wie er ausgebildet wurde und wie er schließlich in den Krieg der Griechen mit den Tojanern zog. Der Autor lässt in seinem Werk den Protagonisten quasi aus unserer Gegenwart heraus erzählen. Dieser besitzt das Wissen unserer Zeit, vergleicht Gegenstände der Antiken Griechen mit unserer heutigen Technik und vergleicht zum Beispiel das Gesicht eines erbosten Kriegers mit dem von Mick Jagger.

Gebannt hörten die Elftklässler dem temporeich vorlesenden Autoren zu, der seinen Vortrag lebendig gestaltete. Interessant waren aber auch die Einblicke in die Hintergründe der oberflächlich amüsanten Geschichte. Die Geschichten Homers, mit denen frei umgegangen wurde, wurden als Quelle abendländischer Literatur, Kunst und Kultur begriffen. Das Verständnis für die Intertextualität ist häufig das besonders Bereichernde an diesem Buch. Zudem steckt hinter der Handlung auch eine klare Ethik. So wird das Verhalten der archaischen Helden hinterfragt oder deren Situation als Mensch, Vater, Geliebter oder Gegner in besonderer Weise betont. So können auch wir uns in ihre Lage versetzen und überlegen: Wie würden wir nun handeln? Was macht der Krieg mit einem? Was würde ich tun, um meinen Sohn zurückzubekommen?

Zwischen den einzelnen Lesepassagen und vor allem in einer längeren Gesprächsrunde am Schluss hab es  einen Austausch zwischen den Schülern und dem Autor.

Mal schauen, wer auf den langen Fahrten während der Studienfahrt in der nächsten Woche in „Sinon der Held“ vertieft ist, bevor er die Sehenswürdigkeiten in Italien, Frankreich und Schottland bestaunt. Weitere Informationen über den Autor und den Roman gibt es hier.

Als kleines Dankeschön für die spannende Lesung bekam Michael Seiterle „Stoff“ für neue Kneipen- bzw. Schlossgeschichten geschenkt. „Einstein im Gully“ und „Ein Bier für den Schwedenkönig“ hat er ja bereits geschrieben.

PfF