Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 2017, kamen die vier großformatigen Arbeiten, die das P-Seminar „Wandgestaltung“ für die komplett sanierte und erweiterte Berufsschule 2 in der Seidelstraße 2 entworfen und umgesetzt hatte, zu großen Ehren: Zur Vernissage erschienen auf Einladung des Leiters der Berufsschule, Johannes Halbig, auch Oberbürgermeister Klaus Herzog, Bürgermeisterin Jessica Euler und Bürgermeister Jürgen Herzing. Gemeinsam mit Johannes Heßberger vom Hochbauamt und Mitgliedern der Schulleitung der Berufsschule sowie Schülern aus drei Berufsschulklassen bereiteten sie uns – Georg Fath und den Schülern des Seminars mit mir als Seminarleiterin – einen sehr herzlichen Empfang.
Herr Halbig lobte die Seminarteilnehmer für ihre Ideen, die viele Zeit und Mühe, die sie in die Ausführung gesteckt haben, und hob insbesondere den durchdachten Bezug der Arbeiten auf ihren jeweiligen Ort im Schulgebäude hervor. Er verglich die Wandarbeiten mit sehr persönlichen Weihnachtsgeschenken, die individuell auf den Beschenkten, die Berufsschule, abgestimmt wurden.
In einer fiktiven Zeitreise thematisierte Oberbürgermeister Klaus Herzog im Anschluss gemeinsam mit den Schülern die hohe Bedeutung der Kunst für den Künstler als Akteur einerseits und den Betrachter im Auslesen der Intention andererseits. Er stellte zusammen mit den Schülern fest, dass das Fach Kunst im Schulalltag eine wichtige Möglichkeit des Reflektierens, des eigenen Ausdrucks und mitunter auch des zur Ruhe Kommens sein kann und drückte seine persönliche Wertschätzung dafür aus.
Clara Schneemann stellte im Folgenden stellvertretend für das P-Seminar die Herangehensweise und den Verlauf des Seminars dar: Nachdem die Schüler im Oktober 2016 die Räumlichkeiten besichtigt und die Ausbildungsberufe der Kaufmännischen Berufsschule kennengelernt hatten, folgte neben und nach dem berufsbezogenen Teil eine lange und intensive Phase der Ideenfindung. Die ersten Skizzen konkretisierten sich oder wurden verworfen und wieder neu angesetzt, bis die endgültigen Entwürfe in der Berufsschule einer Jury präsentiert werden konnten. Die Vorschläge fanden dabei so großen Anklang, dass wir neben der ursprünglich einen Wandgestaltung den Auftrag für noch drei weitere Arbeiten erhielten. Da die Wandbilder auf transportablen MDF-Tafeln realisiert wurden, konnten sie bei uns am Dalberg-Gymnasium ausgeführt werden, was uns natürlich viel Zeit gespart hat, die wir gerne in die Gestaltung gesteckt haben. Die Entwürfe der vier Schüler, die im Folgenden von den jeweiligen Schülern erläutert werden, wurden jeweils unter tatkräftiger und zuverlässiger Unterstützung des ganzen P-Seminar-Teams zwischen Juni und Oktober 2017 umgesetzt und ausgearbeitet.
Für den neu gestalteten Eingangsbereich der Berufsschule, der durch einen verglasten Windfang auch Einblick ins Gebäude erlaubt, verwandelte Felix Glawion den QR-Code der Schule in ein Labyrinth, durch das ein lebensgroßer Mann eine rote Durchgangslinie zieht. Der Mann wurde nach Tontrennung in Stencil Art mit Schablonen gefertigt und dann in zwei Farben gesprayt. Den QR-Code und das Berufsschullogo durften wir zudem als Folie anfertigen und aufbringen lassen, was so präzise gelang, dass es tatsächlich wirkt, als wäre der Code schon da gewesen, bevor ein Straßenkünstler ihn mit der Figur erweitert hat. Felix wollte verdeutlichen, dass es immer einen roten Faden gibt, der durch eine Vielzahl an Möglichkeiten führt, aber auch, dass man in den einfachsten, alltäglichen Gegenständen mit etwas Kreativität immer etwas Spannendes entdecken kann.
Ebenfalls im Erdgeschoss zum rückseitigen Eingang hin befindet sich im Flur das Wandbild von Louisa Markert mit dem Titel „Diversity“. Es vereint die unterschiedlichen Bildungsbereiche, die in der Berufsschule unterrichtet werden, stellvertretend durch verschiedene Gegenstände in einem Bild, wie sie erklärte. So stehen das verwendete Gebiss und die Spritze für die Gesundheitsberufe (Medizinische Fachangestellte sowie Zahnmedizinische Fachangestellte), die Kartons und das Regal für die Logistikberufe oder Geldscheine, Münzen und ein Flipchart für die kaufmännischen Querschnittsberufe. Auch aus dem Alltagsleben der Schüler finden sich Gegenstände wie ein Handy oder ein Sandwich, so dass sich letztendlich jeder Einzelne mit Teilen des Wandbilds identifizieren kann. Alle Gegenstände werden von einer Person rechts unten im Bild in einer dynamischen Geste, die Schwung in den Lernalltag der Schüler bringen möchte, in das Gebäude gezaubert, in dem all diese Dinge unter einem Dach vereint sind.
Das flächenmäßig kleinste, künstlerisch aber nicht minder anspruchsvolle Werk erstellte Katarina Bergmann für das zweite Obergeschoss. Sie setzte sich bildnerisch mit der Arbeitsweise der portugiesischen Künstlerin Cristina Troufa auseinander, die zumeist sich selbst malt und dabei das Inkarnat, also den Hautton, nicht als gemischte Farbe verwendet, sondern einzelne Farbtöne unvermischt nebeneinander stellt. Dabei entstanden sehr farbintensive und ausdrucksstarke Hände, die mit ihren Attributen wiederum Bezug auf die Ausbildungsinhalte der Berufsschule nehmen und laut Katarinas Ergänzungen auch hier der Identifizierung mit der Schule dienen sollen.
Die vierte Wandarbeit von Emma Nesbit hatten wir bei ihren Ausführungen direkt vor Augen, da dort der Empfang stattfand. Emma hatte sich einen Eckbereich im zweiten Obergeschoss ausgesucht, der durch vier Oberlichter und eine runde Sitzbank die Berufsschüler in den Pausen zum Zusammenkommen einlädt. Sie erklärte, dass die bunten Hände in verschiedenen Größen und Positionen die Individualität jedes einzelnen Berufsschülers repräsentieren. Das plastisch angebrachte grüne Seil tritt dabei als verbindendes Element auf, denn trotz aller Unterschiede haben die Schüler eine Gemeinsamkeit: Sie besuchen die gleiche Berufsschule und nehmen dadurch ihre berufliche Zukunft selbst in die Hand. Die Farbe Grün greift die gestaltende Farbe der Berufsschule auf und steht für Gemeinsam-an-einem-Strang-Ziehen, Verbundenheit, Rückhalt und letztlich für den Zusammenhalt der Schulgemeinschaft, der namensgebend für den Titel des Wandbilds war.
Zu guter Letzt durfte ich mich auch im Namen des Seminars bei Herrn Halbig für den spannenden und anspruchsvollen Gestaltungsauftrag und die besonders gute Zusammenarbeit und bei Herrn Heßberger für die ebenso hilfreiche Unterstützung und die großzügige Finanzierung aller benötigten Materialien herzlich bedanken.
Im Besonderen galt mein Dank aber den Schülern, also eigentlich, wie in der Veranstaltung von Herrn Oberbürgermeister Herzog treffend bemerkt, „den Schülerinnen und Felix“. Sie haben sich tapfer durch die Ideenfindung gekämpft, viele tolle Entwürfe ausgestaltet und mit herausragendem Teamgeist, viel Engagement und großem Zeitaufwand alle notwendigen Aufgaben erfolgreich zu einem oder besser gesagt vier spannenden Zielen geführt.
Susanne Tschiers für das P-Seminar „Wandgestaltung“