Vom Ersten Weltkrieg zu „Game of Thrones“

Seminarfahrt nach Bosnien-Herzegowina und Kroatien

20160728_bosnien_01Denkt man an Bosnien-Herzegowina, dann fällt den meisten wohl als erstes der Krieg ein. Der Erste Weltkrieg, der durch das Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajevo ausgelöst wurde, aber auch der Bosnienkrieg mit den Massakern in Srebenica und der Zerstörung der Brücke von Mostar. Die Kriege waren für die siebenundzwanzig Teilnehmer der Seminarfahrt nach Sarajevo, Mostar und Dubrovnik immer wieder gegenwärtig.

In Sarajewo und Mostar konnte man Gebäude mit Einschusslöchern von Schrapnellgeschossen sehen und es wurden verschiedene Museen zum Gedenken an die Kriege besucht, wie das Museum „1878-1914“, das sich an der Stelle des Attentats von 1914 befindet, oder der „Tunel of Hope“, der das besetzte Sarajevo mit dem freien Bosnien verband. Der vor einundzwanzig Jahren beendete Bosnienkrieg ist gegenwärtig und dennoch nicht mehr das Leben der Menschen bestimmend. Die Altstadt von Sarajevo und Mostar erstrahlen längst in früherem Glanz. Die Bewohner haben zwar die Schrecken nicht vergessen, blicken jedoch nach vorne und heißen Gäste freundlich Willkommen. Die Straßen sind belebt und beim EM-Endspiel fand allerorten ein heiteres „Public Viewing“ statt.

Bosnien-Herzegowina bietet viel mehr als „Schlachtfeldtourismus“. Die Landschaft ist atemberaubend schön, wie Ausflüge zum idyllisch an einem Fluß gelegenen muslimischen Kloster von Blagaj, der mittelalterlichen Festung von Pocitelj und den Wasserfällen von Kravice, die bei Temperaturen von um die 37 Grad eine willkommene Erfrischung für alle boten, bewiesen. Medjugorje, ein Wallfahrtsort, an dem Jugendlichen im Jahr 1981 angeblich die Heilige Maria erschienen ist, strahlte eine besondere Faszination aus. Die Frömmigkeit von hunderten Menschen, die einen Gottesdienst feierten und in Schlangen an den Beichtstühlen standen, ließ keinen unbeeindruckt.

Nach fünf Tagen in Bosnien-Herzegowina ging es weiter nach Kroatien. Schon auf dem Weg dorthin, der von Grenzkontrollen geprägt war, gab es einen ersten Höhepunkt – das kleine Dorf Ston mit seiner 5 km langen Festungsmauer, der längsten in Europa. Dubrovnik, das letzte Ziel der Reise, wird die „Perle der Adria“ genannt. Völlig zurecht! Die von einer zwei Kilometer langen Mauer umgebene Altstadt bietet unzählige Fotomotive, ist allerdings in der Hochsaison von Touristen überlaufen. Dennoch fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt, vor allem, wenn man durch die engen Gässchen läuft oder die Stadt aus der Vogelperspektive von der Seilbahn aus betrachtet. Kein Wunder, dass sie häufig Drehort für Filme ist, so zum Beispiel von „Star Wars“ oder der Serie „Game of Thrones“.

Eine Führung auf den Spuren der Serie war für viele wohl der Höhepunkt der Reise. Mit dem Schiff fuhr man die Küste entlang, bekam die Schauplätze erklärt und konnte für ein paar Fotos in die Kostüme der Drachenkönigin Daenerys und anderer Charaktere schlüpfen. Die anschließende neunzigminütige Stadtführung ließ nicht nur Erinnerungen an viele Filmszenen wach werden, sondern es wurden zugleich viele interessante Fakten zur Stadtgeschichte gegeben. Der letzte Tag stand schließlich im Zeichen der Erholung. Ein Badeausflug zur Insel Lokrum vor den Toren Dubrovniks wurde allerdings leider durch ein plötzliches Gewitter unsanft beendet.

Am Ende einer faszinierenden Reise steht die Erkenntnis, dass Bosnien-Herzegowina und Kroatien viel mehr zu bieten haben, als Erinnerungen an schreckliche Kriegszeiten. Die Mischung aus muslimischer und christlicher Tradition, aus prachtvollen rekonstruierten Bauten und einer abwechslungsreichen Natur machte die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis und stellt zugleich eine Mahnung dar, dass man einen Krieg mit all seinen Zerstörungen und Leid nicht noch einmal zulassen darf.

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Dr. Martin Trageser