Leaving your own comfort zone – ein halbes Jahr in Kanada

Maya Fischer ist seit Anfang September an einer Schule in Kanada – hier berichtet sie darüber, wie es ihr bisher ergangen ist:

Also … ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Meine Reise nach Kanada und wahrscheinlich das größte Abenteuer meines bisherigen Lebens begann am 1. September 2017 um 4:30 Uhr morgens. Mein Flug nach Vancouver sollte um 10:15 Uhr in Frankfurt starten und ich war glaube ich noch nie so aufgeregt wie an diesem Morgen. Es war ziemlich stressig auf dem Weg zum Flughafen, am Check-in-Schalter standen die Leute gefühlt 3 km lang und meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, aber trotzdem war der Morgen perfekt, weil endlich mein Traum wahr wurde und ich ab heute ein halbes Jahr in Kanada sein würde. Am Check-in habe ich dann meine Reisegruppe getroffen, mit der ich nach Vancouver und auch weiter nach Nanaimo fliegen würde und als das Gepäck aufgegeben war, kam auch schon der Moment des Abschieds. Um ehrlich zu sein, war es nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es gab zwar ein paar Tränen, aber sobald die anderen und ich durch den Gang zur Sicherheitskontrolle gegangen waren, war alles vergessen und es gab nur noch diese riesige Vorfreude auf das nächste halbe Jahr. Nachdem alle durch die Kontrolle gekommen waren, war die nächste Station schon unser Gate, mit ein bisschen Verspätung saßen wir (ich zum Glück am Fenster!) um 9:45 Uhr im Flugzeug und um 10:30 Uhr hob unser Flieger, mitsamt 13 aufgeregten Austauschschülern an Bord, ab in Richtung Vancouver. Nach 9 Stunden Flug, fünf Stunden Aufenthalt in Vancouver und einer weiteren halben Stunde auf dem Flug nach Vancouver Island bin ich (immer noch am 01.09.) um 16:00 Uhr endlich in Nanaimo am Flughafen (der kleiner ist als unsere Sporthalle) angekommen, wo meine Gastfamilie schon auf mich gewartete hat. Zuhause gab es dann erst mal Dinner (Pizza) und nach ein bisschen Spielen auf dem Trampolin mit meinen vier Gastgeschwistern ging der erste Tag am anderen Ende der Welt für mich zu Ende. In den nächsten Tagen hatte ich ziemlich mit Jetlag zu kämpfen, aber als dann am 05. September die Schule und auch der normale Alltag in meiner Gastfamilie losging, war der das schnell kein Problem mehr.

Die Schule hier ist komplett anders als in Deutschland. Ich habe nur 4 Fächer pro Semester, die dafür jeden Tag 90 Minuten lang. Die Fächer rotieren jeden Tag in der Reihenfolge, was selbst für die Kanadier ein bisschen verwirrend ist, und in den ersten 2 Wochen wurden erst mal die Stundenpläne erstellt und man konnte Fächer tauschen, wenn man die falschen hatte. Ich habe Dance, Mathe, Englisch Composition und Spanisch und bin relativ zufrieden mit meinen Fächern. Man kann hier auch Kurse wie Food and Nutrition, Psychologie oder Fotografie wählen! Der Unterricht ist bei dem meisten Lehrern etwas lockerer als in Deutschland, was an sich ganz cool ist, es kann aber auch langweilig werden, weil man die gleichen Fächer jeden Tag über 90 Minuten hat. Alles in allem ist die Schule hier aber richtig cool und macht total Spaß! Von der Schule aus werden einige Ausflüge für uns Internationals geplant (es sind insgesamt 105 an der Schule!) wie z.B. ein Trip zu einem Corn Maze, Barbecues, Trips nach Vancouver und Victoria, spezielle Lunches, oder auch Halloween-Aktionen, Pyjama Days und Pancake Frühstücks für die ganze Schule. Das macht echt Spaß und bringt Abwechslung in den Schulalltag!

Mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden habe ich bisher schon einige Ausflüge, z.B. nach Victoria, der Hauptstadt von British Columbia, gemacht und wir haben Partys am Strand veranstaltet oder sind alle zusammen nach Downtown gefahren. Am 19. Oktober fahren wir nach Vancouver, worauf ich mich schon total freue. Gestern hatte ich mein erstes Thanksgiving Dinner mit der ganzen Familie mit Truthahn, Mashed Potatoes und Pumpkin Pie, was soo lecker war, und bald ist Halloween, worauf die Kanadier total abfahren. Schon jetzt dekorieren die meisten ihre Häuser, gehen Kostüme kaufen oder laufen sogar schon verkleidet durch die Straßen. Was ich hier generell schon so mitbekommen habe, ist, dass die Mentalität der Kanadier in vielen Dingen ganz anders ist und sie vielem gegenüber viel lockerer und offener als in Europa und generell in Deutschland sind. In der Schule wird nicht so sehr auf Kleidung und Style geachtet und die Menschen urteilen lange nicht so schnell über andere. Da es hier einfach zur Tagesordnung gehört, sich zu erkundigen, wie es einem geht oder wie der Tag war, fühlt man sich gleich viel willkommener, obwohl es teilweise nur oberflächlich gemeint ist.

Es ist hier immer echt viel los, weshalb man die meiste Zeit gar nicht auf schlechte Gedanken, wie Heimweh kommt. Zu Beginn war es abends oft schwer, da man zu der Zeit zur Ruhe kommt und sich mehr Gedanken macht, aber mit der Zeit gibt sich das auch, v.a. dank meiner brasilianischen Gastschwester, die mich mit ihrer quirligen Art immer wieder zum Lachen bringt. Klar vermisst man seine Familie und Freunde, aber man findet hier so schnell Anschluss, dass man sich keine Sorgen machen muss, Lunch alleine auf der Toilette essen zu müssen (wer Mean Girls kennt weiß was ich meine). Die Kanadier sind echt offen und locker, wenn auch zuerst ein bisschen schüchtern, aber sobald sie hören, dass man aus einem anderen Land kommt, werden sie neugierig und nehmen einen ganz schnell in ihre Gruppe auf. Ich kann jedem versichern, der sich Sorgen macht, keinen Anschluss zu finden, dass das nicht passieren wird. Man muss nur den Mut haben und die Kanadier von SICH aus anzusprechen. Was ich allerdings neben meiner Familie und meinen Freunden SEHR vermisse, ist das gute alte deutsche Brot. Das mag sich zwar komisch anhören, aber nach einem Monat nur Toastbrot, will man das leckere deutsche Körnerbrot mit mehr Geschmack zurück! Generell musste ich mich zuerst daran gewöhnen, dass man hier abends ein großes, warmes Dinner bekommt und nicht mittags, wie ich es bisher gewohnt war.

Bis jetzt gefällt es mir auf jeden Fall super gut, ich bin soo glücklich und bereue auf KEINEN Fall, hierhergekommen zu sein, weil es einfach atemberaubend schön und total lustig ist. Ich kann jedem, der darüber nachdenkt, ein Jahr oder auch ein halbes Jahr, so wie ich, ins Ausland zu gehen, nur empfehlen, diesen Schritt zu wagen, denn was ich gelernt habe, ist: „Life begins at the end of your comfort zone“, und es ist einfach eine unvergesslich schöne und abenteuerreiche Zeit und eine Chance, die man nie wieder im Leben bekommt. Auch wenn es mir manchmal nicht so gut geht, es auch schlechte Seiten gibt und ich mir denke, zuhause ist alles besser – erinnere ich mich daran, wie viel ich in diesem einen Monat schon erlebt und gelernt habe, was noch alles kommen wird und wieso ich hergekommen bin, so bekomme ich immer ein Lächeln auf die Lippen und bin einfach nur glücklich, mich für dieses Abenteuer entschieden zu haben.

 

Maya Fischer