Gott der Stadt

29.11.2021

„Gott der Stadt“

Im Laufe der Unterrichtseinheit zum Expressionismus befasste sich der Q12 d3 Kurs mit dem berühmten Gedicht „Gott der Stadt“ von Georg Heym, in dem die Stadt in der Gestalt des Baals eindringlich dämonisiert wird. Die gewaltige und farbintensive Bildersprache regte die Schüler*innen des Kurses an, das Gedicht kreativ umzusetzen. Seht selbst, welche Kunstwerke daraus entstanden sind. (IM)

Georg Heym: Gott der Stadt (1911)

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knien um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, sie Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frisst sie auf, bis spät der Morgen tagt.