Finissage – Abschlussveranstaltung zum Jubiläumsjahr
Karl-Theodor von Dalbergs Aschaffenburger Hofkomponist Franz Xaver Sterkel komponierte das Streichtrio, mit dem die Finissage zum Jubiläumsjahr des Dalberg-Gymnasiums eröffnet wurde. Das 150. Jahr der Gründung der Königlich Bayrischen Höheren Weiblichen Bildungsanstalt, aus der das heutige Gymnasium in der Grünewaldstraße hervorgegangen ist, wurde mit einer Vielzahl an festlichen Ereignissen begangen und am 23. Oktober 2025 beendet.

Dieses Jahr feiert nicht nur die Schule ein Jubiläum, auch das Gebäude blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1905 erbaut mit Mitteln aus dem Bildungs- und Studienfonds von Karl-Theodor-von-Dalberg trägt die Schule seinen Namen seit 1965. In der Grünewaldstraße werden 2025 also gleich drei Jubiläen gefeiert.

Am Jahrestag der Schulgründung, die im 19. Jahrhundert das Ziel hatte, Mädchen einen Weg in das Berufsleben zu eröffnen, begrüßte Oberstudiendirektorin Rank-Lorz zu einer Feierstunde, durch die sich die Themen Gleichberechtigung und Emanzipation als Roter Faden zogen. Bürgermeisterin Euler hob in ihrem Grußwort hervor, dass das Dalberg-Gymnasium mit seiner Vielzahl an musischen Aktivitäten eine feste Größe im Aschaffenburger Kulturleben sei. Der Ministerialbeauftragte der Gymnasien in Unterfranken Dr. Christoph überbrachte die Grüße der Kultusministerin und zeigte in seiner humorvoll gehaltenen Ansprache, dass das Klischee der männlichen Domäne Mathematik und der weiblichen Präferenz für Sprachen nicht mehr zutrifft, schließlich werde das Dalberg-Gymnasium von einer Mathematikerin geleitet und er als Mann vertrete mit seinen Fächern die Sprachen.

Ausschnitte aus Höhepunkten des Jubiläumsjahres bereicherten die Finissage. Seiner landläufigen Bezeichnung als bayerisches Hogwarts wurde das Dalberg-Gymnasium mit einer filmischen Collage gerecht. Zu einem Flug auf dem Besen durch die Schulgänge und über das Schulgelände wurde eine Aufnahme des Schulorchesters mit Harry-Potter-Melodien vorgespielt. Ausschnitte aus dem Jubiläumsmusical „1925 – eine neue Rolle“, ein Fremdsprachenwettbewerbs-Beitrag zweier Elftklässler sowie ein Jazzstück von Siebt- und Achtklässlern rundeten das kurzweilige Programm ab.


Die Museums- und Stadtführerin Anne Hundhausen hielt den Festvortrag über Dr. Philumene Lehner, die die Schule von 1945 bis 1972 leitete. Sie steht mit ihrer Vita für die Werte Emanzipation und Selbstbestimmung par excellence. Aus einfachen Verhältnissen stammend erwarb sie sich über Bildung eine angesehene und einflussreiche Position. In der Zeit des Nationalsozialismus blieb sie als junge Lehrerin auf Distanz zum Regime und als Schulleiterin bezog sie immer wieder kritisch Stellung zu in der Nachkriegszeit allzu konservativen oder gar reaktionären kirchlichen und politischen Positionen. Sie pflegte einen für ihre Zeit sehr innovativen Geschichtsunterricht, indem Sie die Diskussion über aktuelle politische Fragen fest in den Unterricht integrierte. Dieser kritische Geist darf auch in unserer Gegenwart nicht fehlen.

(MBB)



