Rückblick auf die „Tage der Alltagskompetenzen“ vom 12. bis 14. Februar
Bereits im Herbst konnten unsere Achtklässler Alltagskompetenzen im Bereich der Selbstwahrnehmung und Selbststeuerung einüben. Zur Wiederholung wurden Übungen dazu erneut aufgegriffen. Es ging darum, eigene Potenziale zu erkennen sowie Resilienz und Strategien zur Stressbewältigung einzuüben. Wie man längere Projekte plant, konnten wir ebenfalls durchspielen.
Den Schwerpunkt der drei Tage bildeten Unterrichtseinheiten und Exkursionen zum Thema „verantwortungsvoller Konsum“. Zunächst machten wir uns mit dem Begriff „Konsum“ vertraut. Häufig sehen wir uns als Konsumenten und Konsumentinnen angesprochen. Was es aber bedeutet, verantwortungsvoll zu verbrauchen und den alltäglichen Verbrauch aus seiner unbewussten Selbstverständlichkeit herauszulösen und zu reflektieren, erfuhren wir z. B., indem wir uns bewusst machten, dass viele unserer Konsumgegenstände oder deren Verpackungen früher oder später Abfall werden – und zwar mit unterschiedlich langer Verweildauer in der Umwelt. Diese reicht von wenigen Monaten bei biologischen Abfällen bis zu etlichen Jahrhunderten bei Plastik. Auch unterschiedliche Möglichkeiten, Abfälle zu recyceln betrachteten wir. So hat beispielsweise Glas zwar eine Verweildauer in der Umwelt von unvorstellbaren 100.000 Jahren, kann aber andererseits praktisch immer wieder recycelt werden.
Ein Konsummodell, das vielen von uns noch unbekannt war, aber eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem konventionellen Einkaufen hat, lernten wir in der Genossenschaft „ADAM Fairkaufen“ kennen. Zum einen kauft man dort fast alles ohne Verpackung; selbst die Verpackung, mit der die Waren in den Laden geliefert werden, sind so gestaltet, dass insgesamt mindestens 80% des Verpackungsmülls eingespart werden können, der im herkömmlichen Supermarkt anfällt. Andererseits gilt in diesem Geschäft auch das Prinzip der Saisonalität und der Regionalität, was bedeutet, dass auf energieintensive Lieferung und Produktion verzichtet wird. Tomaten oder Erdbeeren gibt es dann eben nur, wenn sie bei uns in der Region auch wachsen. Zudem achtet man bei ADAM auf fair produzierte und gehandelte Waren. Ein vermeintlich günstiger Preis an der Kasse, der aber oft den Preis verschleiert, den die ausgebeutete Natur oder der übervorteilte Produzent bezahlt, wird hier konsequent durch einen gerechten Preis ersetzt.
„Kunden entscheiden selbst, was und wieviel sie einkaufen – oder?“ war das Thema des Vortrags an der Hochschule, zu der uns ein durchaus willkommener Spaziergang führte, kommt doch Bewegung im Schulalltag häufig zu kurz. Inwiefern das Unbewusste unsere Kaufentscheidungen prägt, erfuhren die Schüler und Schülerinnen auf anschauliche Art und Weise. Eifrig diskutiert wurde beim abschließenden Geschmackstest: No-Name-Produkt versus Markenprodukt. Welcher Schoko-Erdnuss-Riegel schmeckt besser? Welches ist das Markenprodukt? Obwohl manche der Testpersonen beschworen, das Original an der Größe der Erdnüsse und der Konsistenz der Karamellschicht erkennen zu können, mussten sie doch sehen, dass sie nicht nur falsch gelegen hatten, sondern das No-Name-Produkt auch geschmacklich mehr überzeugte.
Schließlich stellten sich die Achtklässler noch die Frage, was wir mit unserer Art und Weise der Mobilität, die in vielen Bereichen das private Auto als Hauptverkehrsmittel sieht, alles verbrauchen. Klar, Ressourcen und Energie, um die Autos herzustellen und zu betreiben. Ein kleiner Rundgang um unser Schulgelände zeigte uns aber rasch, es wird auch enorm viel öffentlicher Raum verbraucht, sei es in Form von Straßen oder Stellplätzen. Wie dieser Raum anders genutzt werden und einen alternativen Alltag hervorrufen könnte, entwarfen wir in digitalen Skizzen, in denen an die Stelle von Raum für den stehenden und sogenannten fließenden Autoverkehr neue Grünflächen und Orte der Begegnung und Kommunikation treten. Placet experiri möchte man den Städteplanern zurufen.
Alltagskompetenz in Form von kritischer Reflexion unserer im Alltag oft unkritisch und scheinbar alternativlos hingenommener Tätigkeiten übten wir also auch während unserer Projekttage.
(MBB)