Über die kleine Brücke, vorbei an den vom Biber abgenagten Bäumen, eine Steigung über Kopfsteinpflaster hinauf bis zum in nächtlicher Stille liegenden Marktplatz, am Polizeiposten vorbei, durch das Tor mit der Inschrift 1679, den im Mondschein liegenden Schlosspark mit seinen steinernen Zwergen links liegen lassen, die schwere Tür aufziehen und … Stimmengewirr und fetzige Musik, die aus den Kellergewölben heraufsteigt! 190 ausgelassen feiernde Jugendliche und Musik vom Feinsten – nämlich selbst gemachte! Soweit zum Abschiedsabend, doch zurück zum Anfang der Probentage am 20. Januar.

Drei Busse, eine ordentliche Menge Gepäck, Instrumente von der Piccoloflöte über Geigen bis hin zu den Kontrabässen, nicht zu vergessen natürlich das praktischste Instrument, die menschliche Stimme, Kästen mit Noten und so manches, was aufgrund des beschränkten Platzes hier unerwähnt bleiben muss. Ankunft mit leckerem Kuchen! Dann beginnen die Proben für einen Teil im Schloss (s.o.), für den anderen Teil in der erst kürzlich fertiggestellten Tauberphilharmonie. Was für ein Gegensatz zum Schloss! Außen schwarze Lärchenbretter und zum Foyer große Glasflächen, drinnen helles Holz und Säle, deren Decken die Blicke wie in übersteigerter Zentralperspektive zum Wesentlichen, der Bühne, hinlenken. Wunderbar! Hier darf der Große Chor wirken und Herr Bayer versteht es wie immer, die Blicke und Stimmen auf sich als Dirigenten, Stimmungsmacher, Dompteur und Motivator zu lenken. Die Sängerinnen und Sänger sitzen „mit glänzenden Augen auf der Stuhlkante“ – so der Idealfall. Bisweilen sieht der Meister allerdings auch nur „eine amorphe Masse“ bei den Bässen, ruft „Raus aus der Versenkung!“ oder gar „Singen, nicht vegetieren!“. Engelsgleiches Singen des Soprans wird mit „Ihr macht das da oben wirklich toll!“ gelobt, wenn es noch einiges zu tun gibt, ist auch zu hören „Eigentlich schon ganz gut …“. Ein Programm zum Dahinschmelzen! Das flauschig-zärtliche „Wer hat die schönsten Schäfchen?“ in einer Bearbeitung des Meisters hochselbst, „Enjoy the Silence“ nach Depeche Mode, in dem manche Stimme schon einmal zu Synthesizern degradiert wird, getreu dem Motto „words are very unnecessary“, „Benedicamus“ und „Surrexit Christus“ des Esten Urmas Sisask sowie das gleichsam transzendentale „Northern Lights“ des Norwegers Ola Gjeilo. Die nordischen Stücke öffnen eine Tür in eine andere Welt. Wie ist es dann erst, im Meer an Stimmen mitzuschaffen!

„Sky, space and stars“ – so das Motto der Programmzusammenstellung – verbinden Chor, Bigband und Orchester miteinander. „Feeling good“ dürfte vielen als musikalische Unterlegung eines Gleitschirmflugs aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“ bekannt sein. Simon Reichel wird bei diesem Stück als Gesangssolist wirken. Begeistert musizierten hier Bigband, Streicher und Gesangssolist bereits in einer ersten Gesamtprobe. So feuert die Rhythmusgruppe die Streicher zu passendem Feeling an und gleichermaßen verleihen die Streicher dem explosivem Bigband Sound samtige Farben. Fleißig geprobt wurde ebenso das Stück „Beyondness of things“ von John Barry mit sattem Streicherklang und prägnantem Bläsereinsatz. Als ein Highlight kündigen sich die Abenteuer im Weltraum an: Star-Wars-Arrangements mit Themen aus den ersten Filmen der 70er Jahre von J. Williams in Verbindung mit neuen Themen aus den drei aktuellen Filmen, komponiert von Michael Giaccino, der wie Williams seinen leitmotivischen Themen in unterschiedlichsten Instrumentenkopplungen immer wieder neue Raffinesse verleiht. Und so wurde bis zu 8 Stunden mit viel Begeisterung täglich trainiert. Einen bedeutenden Part wird auch die Bigband übernehmen mit Titeln wie zum Beispiel „Harlem Nocturne“ oder „Fly me to the moon“.

Eine Fülle von Eindrücken für das Ohr, aber auch die Augen werden nicht zu kurz kommen: Projizierte Bilder werden in der Stadthalle den Hörgenuss begleiten. Diese stammen unter anderem aus den Klassen unserer Kunsterzieherinnen. Das Publikum darf sich also am 21. April auf ein Gesamtkunstwerk freuen!

Und scheinbar „nebenbei“ wurden auch noch Werke für das Oberstufen- und Kinderkonzert in Eigenregie der Schüler einstudiert.

 

Dominik Sommer